Die Mär vom Fachkräftemangel

Zuwanderung wird in Deutschland in Debatten selten rein positiv bewertet. Der einzige Grund, warum selbst der zuwanderungskritischste Politiker mal positiv über Einwaderung nach Deutschland reden muss, ist der Fachkräftemangel. Dieser böse Zustand wird die deutsche Industrie in Zukunft ruinieren, wenn es uns nicht gelingt „die klügsten Köpfe aus aller Welt nach Deutschland zu locken“. Ein interessanter, frei verfügbarer Kommentar aus den „Blättern für deutsche und internationale Politik“ zeigt nun, dass es sich bei dem wiederholten Beschwören des Fachkräftemangels um eine reine Propagandaktion handelt.

Drei Punkte stören sowieo an dem Konzept, „Einwanderung für die Bewältigung des Fachkräftemangels“. Denn erstens fördert man so Brain-Drain. Deutschland kann nicht auf Fachkräfte verzichten, andere Länder können es somit auch nicht. Der Eintritt in einen internationalen Wettbewerb sorgt somit dafür, dass jeder parasitär versucht den anderen Ländern Fachkräfte abzusaugen. Ein Zustand, der nicht besonders begrüßenswert ist. Zweitens fragt man sich natürlich, warum nicht einfach mehr Anstrengungen unternommen werden, mehr Fachkräfte durch das Bildungssystem zu „produzieren“. Wenn der „Output“ des Bildungssystem nicht ausreicht, um den Bedarf zu befriedigen, muss sich da halt was ändern. Und letztendlich führt das Prinzip der Bevorteilung von Facharbeitern zu einer vielleicht leichteren aber auch ungerechteren Einwanderungspolitik. Selbst die Grünen fordern schon seit längerem ein Punktesystem für die Einwanderung. Da wird jeder Mensch dann in Punkte umgerechnet. Für Bildung, Sprachkenntnisse und sonstige Fähigkeiten gibt es jeweils Punkte. Der Wert eines Menschen könnte also auf einmal „gemessen“ werden, ein erster Schritt Menschen ihrer Menschlichkeit zu berauben, wäre damit gemacht.

Der Artikel auf der Blätter-Homepage zeigt jetzt, wie die Debatte von wesentlichen Themen wie der Arbeitslosigkeit ablenkt. Auf die Frage, ob eine Einwanderungspolitik nach Fachkräften eigentlich moralischgerechtfertigt ist, geht der Text nicht ein. Dafür geht es ihm eher darum, ob tatsächlich ein Fachkräftemangel vorliegt und um das Durchleuchten der Arbeitgeberinteressen beim Fachkräftemangel.

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