Abschweifende Ökowende

„Zu grün gefreut? Kostet die Ökowende uns den Wohlstand?“ war der Titel der dritten Sendung von „Eins gegen Eins“ vom vergangenen Montag. Wie schon die Male davor handelt es sich hier also um eine vermeintlich sachbezogene Frage, die aber letztendlich zu einer ideologischen Grundsatfrage führt, nämlich „Grün oder nicht grün“.

Dementsprechend gespalten war dann auch das Publikum. Die Abstimmung vor der Diskussion ging nahezu unentschieden aus, die Abstimmung danach ging tatsächlich 50/50 aus. Die Redakteure der Sendung sollten sich daher tatsächlich mal überlegen, ob man nicht ein Sachthema auswählt, indem Argumente in begrenztem Raum ausgetauscht werden können.

Warum im begrenzten Raum? Auch in dieser Sendung streifte man wieder eine Vielzahl von Themen. Claus Strunz konnte und wollte nicht verhindern, dass man sich ausgiebig Zeit nahm, auch über die Grüne Positione zur Gemeinschaftsschule zu diskutieren. Strunz meinte, Bildung habe etwas mit Wohlstand zu tun, was sicherlich richtig ist. Mit der Energiewende hat Bildung aber nun einmal nichts zu tun. Auch an anderen Stellen schweifte die Diskussion durchaus mal vom eigentlichen Thema ab.

Stattdessen hätte man – wenn man wirklich eine „Arena der Argumente“ anstreben wollte – sich wirklich auf das Thema „preiswerter und ökologischer Strom“ konzentrieren müssen. Das wurde auch diskutiert, aber wieder einmal hat jede Seite mit Statistiken um sich geworfen, die die eigene Position stützen. Außerdem gab es wieder „Unterstützer“ aus der Praxis. Einmal einen Solarunternehmer (der überraschenderweise „pro-Grün“ war) und ein Aluminium-Unternehmer (der überraschenderweise „contra-grün“ war). Beide konnten zwar Einzebeispiele in die Diskussion einbringen, brachten aber die Diskussion nicht voran und brachten auch kaum neue Argumente ein. Wie in der letzten Folge fraßen die Unterstützer also eigentlich nur Zeit. Die Planer der Show sollten daher tatsächlich überlegen, ob sie den Titel der Sendung nicht bis zum bitteren Ende durchziehen sollten.

Interessant bleibt immer noch das Konzept, einem Politiker einen „Nicht-Politiker“ gegenüber zu stellen. Guido Westwelle musste sich mit dem Chef des Handelsblatt rumschlagen, Sebastian Edàthy mit Thilo Sarrazin und jetzt Bärbel Höhn mit Jan Fleischhauer. Und auch wenn die beiden Journalisten und Sarrazin keine besonders guten Positionen vertreten haben, war es doch interessant mal eine solche Diskussion einzuleiten. Denn man merkte bei allen Sendungen, dass sprachliche Unterschiede zwischen den beiden Seiten bestehen. Diesmal war es bei Fleischhauer ganz besonders auffällig. Er redet vermutlich bei weitem nicht so häufig wie die Grüne Höhn. Seine „Äh“-Frequenz ist sehr hoch. Dafür sind seine Sätze kürzer und prägnanter. Er fängt auch nicht bei jeder Frage bei Adam und Eva an, wie so viele Politiker das tun. Höhn wiederum holte jedes Mal recht weitaus, redete flüssiger und sagte letztendlich genau so viel. Dieser Ansatz der Sendung ist wirklich gelungen.

Das Ergebnis der Sendung war auch von den Argumenten ein unentschieden. Es war aber kein unentschieden in dem Sinn, dass beide gleich gute Argumente hätten. Wenn dann hatten beide gleich gute Zahlen. So steht man zum Schluss zum Beispiel vor der Wahl, ob man Höhn glaubt, dass Strom kaum teurer wird, oder nicht.

Der Fehler von „Eins gegen Eins“ ist, dass Themen gewählt werden, die so breit und so emotional sind, dass sie in der kurzen Diskussion nicht sachlich gelöst werden können. So wird in der „Arena der Argumente“ zwar wie wild mit den viel bemühten Argumenten hin und hergeschmissen, ein Sieger kann es aber nicht geben.

Aller Guten Dinge sind drei. Dies war die dritte Sendung, ab jetzt gucke ich sie mir nur noch an, wenn ein wirklich gelungenes Thema mit interessanten Gästen ansteht. Das war bei den bisherigen drei Sendungen nicht wirklich der Fall.

Die komplette Sendung kann man sich hier angucken.

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