Planungspanne

Die Welt hat heute einen Artikel veröffentlicht, in dem ein japanischer Techniker eine angebliche Planungspanne bei dem AKW Fukushima eingesteht. Man habe amerikanische Pläne zu genau kopiert und sich keine Gedanken über die Gefahr eines Tsunamis gemacht. Die Aussage mag zwar richtig sein und ist doch gefährlich.

Gerade wenn eine konservative Zeitung wie die Welt mit einer „Planungspanne“, die von einem „Reaktor Konstrukteur“ eingestanden wird, redet, sollte man vorsichtig sein.

Schließlich ist nicht wirklich klar, was die Bezeichnung „Konstrukteur“ gemeint ist. Bedeutet das, dass der Aussagende das Atomkraftwerk mitgebaut hat oder mitgeplant hat. Ein hoher Bauarbeiter dürfte wenig zu Planungspannen sagen können.

Außerdem führen Schuldzuweisungen schnell zu Legitimationsargumenten für Kernkraft. Nach Tschernobyl konnte man sagen, dass die Sicherheitsmaßnahmen in der Sowjetunion mäßig waren und dass die westlichen AKWs nicht zur Militärforschung verwendet werden. Für Japan ist den Kernkraft-Befürwortern noch kein Gegenargument eingefallen. Eine „Planungspanne“ käme da genau richtig, schließlich könnte man dann darauf verweisen, dass es so etwas zum Beispiel in Deutschland nicht gibt.

Daher ist der Titel des Artikels schon eine Art Meinungsmache. Denn letztendlich ist fehlender Tsunami-Schutz keine Planungspanne, sondern ein Vorsorge-Versäumnis für eine Gefahr, die man nicht bedacht hat. Und das führt wiederum zu der Frage, welche Gefahren man in Deutschland nicht bedacht hat…

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