Coma (von John Niven)

Gary Irvine ist ein außergewöhnlich schlechter Golspieler, dessen Frau fremd geht und dessen Leben kleinbürgerlich-spießig ist. Lee Irvine ist ein außergewöhnlich schlechter Gangster, dessen Frau zwar nicht fremd geht, aber dessen Leben absolut aus dem Ruder gelaufen ist. Eines Tages bekommt Gary einen Golfball an den Kopf geschmettert. Als er aus dem Koma wieder aufwache ist er nicht nur ein überaus talentierter Golfspieler, sondern leidet auch an dem Tourette-Syndrom und hat den Drang zur öffentlichen Masturbation. Gleichzeitig bekommt Lee den Auftrag, die Frau des Liebhabers von Garys Ehefrau umzulegen, damit die beiden endlich zusammenziehen können…

Das Buch ist in der Heyne „Hardcore“-Reihe erschienen und das merkt man ihm auch an. Deftige Sprache, viel Gewalt und relativ viel Sex. Das Ganze wird nur von der Golf-Sucht überschattet. Und das macht den Einstieg in den Roman relativ schwierig. Zwar skizziert Niven schon im ersten Kapitel das Leben Gary Irvines sehr gut (Erster Satz: „Soweit Gary Irvine sich erinnern konnte, hatte noch keiner seiner Geburtstage erniedrigender begonnen.“), doch die darauffolgenden Beschreibungen des Golf-Spiels sind so verklärt, dass man sich erst einmal daran gewöhnen muss. Denn in der kleinen schottischen Stadt, in der extrem viel Armut herrscht, ist beinahe jeder vom Golfsport besessen. Der Sport ist hier nicht nur etwas für reiche Bonzen, sondern auch für jeden Willigen der Mittelklasse und so ist die ganze Schicht süchtig nach Golf.

Es dauert eine Weile, bis der Roman den Zustand erreicht hat, der auf dem Cover erwähnt wird. Bis dahin ist der Roman zudem also noch vorhersehbar. Ab dem zweiten Teil kann es dann aber richtig losgehen. Gary muss ständig fluchen (was das Tourette-Syndrom auslöst), muss permanent masturbieren und ist der beste Golfspieler der Welt. Daraus gelingt es Niven dann eine recht amüsante Geschichte zu erzählen.

Etwas überraschend ist das Ende. Nachdem Gary also so gedemütigter Mensch dargestellt wurde und sich häufig naiv seinem Schicksal ergab, ist das Happy-End zum Schluss doch überraschend. Niven gelingt es aber, dass Ende authentisch wirken zu lassen.

Insgesamt ist „Coma“ eine ganz amüsante Lektüre, die vermutlich allerdings recht realitätsfern ist. Auch wenn es die „Gebrechen“, an denen Gary leidet, wirklich gibt, ist es doch unwahrscheinlich, dass beides gleichzeitig auftaucht. Darum geht es hier aber auch gar nicht. Stattdessen wird ein authentisch wirkendes und dennoch irreales Bild einer schottischen Mittelstadt gezeichnet, in der hauptsächlich Golf und Verbrechen herrschen. Nachdem man sich erst einmal daran gewöhnt hat, unterhält das recht verstörend gut.

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