Die Fälschung (von Nikolas Born)

Georg Laschen fährt als Journalist zur Zeit des Bürgerkriegs in den Libanon. Zwischen all der Gewalt realisiert er mehr und mehr, dass er die Grausamkeiten nicht zu seinen Lesern bringen kann. Allerdings beginnt er auch eine Affäre mit einer Frau und beginnt sich mit seiner kriselnden Beziehung auseinanderzusetzen…

So wirr diese Einleitung ist, so wirr ist auch das Buch. Die Erzählzeit ist nie eindeutig. Denn Born verzichtet im gesamten Buch auf wörtliche Rede. Alles wird nur aus der Sicht Georg Laschens dargestellt. Und dessen Gedanken werden im Verlauf der Geschichte zunehmend komplizierter.

Insofern ist die „Fälschung“ auch eine anstrengende Lektüre. Sowohl Laschens Frau Greta als auch seine Geliebte Arianne werfen ihm vor, dass er nicht wirklich greifbar zu sein. Genau dieser Eindruck entsteht aber beim Lesen. Mal ist Laschen wild entschlossen, es mit seiner Frau weiter zu versuchen, auch wenn er sie keineswegs versteht. Ein anderes Mal ergeht er sich in Träumereien über ein Leben im Orient mit Arianne.

Bei allem ist vor allem Laschens Arbeitsweise seltsam. Er geht nie systematisch vor, sondern lässt sich von den Ereignissen tragen. Auch Interviews führt er kaum. Stattdessen verlässt er sich auf einen äußerst geringen Personenkreis. Wenn er doch einmal in die Nähe von Ereignissen kommt, dann nur weil sein Fotograf ihn quasi dazu zwingt.
Journalistische Arbeit sieht irgendwie anders aus.
Zumal Laschen häufig auch einfach Sachen dazu schreibt. So spricht er häufiger vom Waffenschmuggel ohne einen einzigen stichhaltigen Beweis dafür zu haben.

Stattdessen verbringt er viel Zeit mit besagter Arianne. Das geht sogar so weit, dass sein Fotograf entnervt abreist. Aber auch die Beziehung ist nicht durchsichtig. Selbst als Arianne Laschen ihre Probleme mit ihm vorträgt, zieht er daraus in keiner Weise die richtigen Schlüsse. Im Gegenteil: Er sinniert eher darüber, dass er seine Probleme gerne geheim halte.

Es ist nach all der Verwirrung nicht verwunderlich, dass das Buch keinen eindeutigen Abschluss findet. Seine Affäre verspielt Laschen durch das permanente Aufbauen von Distanz. Seine Ehe scheint so zerrüttet, dass da eigentlich nicths mehr zu retten sein dürfte.

Immerhin sagt er sich von seinem Beruf los, der ihn scheinbar nie wirklich erfüllt hat.
Die dreihundert Seiten bis dahin, lesen sich zwar gut, fesseln aber nicht wirklich.
Wie schon gesagt, ist es eher anstrengend dieses Buch zu lesen. Denn zwischen den bereits erwähnten Ereignissen gibt es noch viele weitere Szenen. So erlebt Laschen ein Massaker mit und bringt in einem Bunker sogar selbst einen Menschen um.
Solche Szenen beeinflussen Laschen dann für eine Weile bis etwas noch schlimmeres passiert und sich seine Gedanken nur noch darum drehen.

Laschen meint, er habe keine davor Angst, sein Leben zu fälschen, sondern die Wahrheit nicht mehr zu erkennen. Zwischen all den (authentisch wirkenden) Grausamkeiten des Bürgerkriegs und den Grausamkeiten Laschens Familienleben erscheint sein ganzes Leben dann auch tatsächlich als eine einzige Fälschung, in der er sich überhaupt nicht wohlfühlt.
Ob man dafür aber diesen Roman, der einem ebenfalls eher das Gegenteil von Wohlbehagen fühlen lässt, lesen muss, sei dahingestellt…

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