Motel Life (von Willy Vlautin)

 

In einer Nacht wird Frank in seinem Hotelzimmer von seinem Bruder Jerry Lee überrascht. Jerry Lee hat gerade einen Jungen überfahren. Nun ist er in Panik. Beide sind total betrunken und entscheiden sich, mit dem Auto wegzufahren…

Vermutet man zunächst noch, dass der Trip das ganze Buch über geht, ist man schon zur Hälfte des Buches wieder in Franks Heimatstadt. Doch darum geht es in dieser Geschichte eigentlich gar nicht.

Stattdessen wird Stück für Stück auf Franks Perspektive erzählt, wie Frank und Jerry zu dem geworden sind, was sie sind. Beide leben nämlich mehr oder weniger in den Tag hinein, mit dem einzigen Ziel, sich möglichst bald etwas Alkohol zu besorgen.

Dabei haben beide durchaus Talente und könnten es sogar zu etwas bringen. Beide sind zwar nicht die Hellsten, aber auch das Leben hat ihnen übel mitgespielt.
Und so könnte „Motel Life“ depressiv machen, wenn sich beide nicht immer ein Fünkchen Hoffnung bewahren würden, der auch auf den Leser überspringt.

Immer wieder gibt es einen Lichtstreifen am Horizont. Immmer wieder könnte sich alles zum Guten wenden und mit jeder neuen Episode aus der Vergangenheit, an die Frank sich erinnert, wird das Verhalten der Beiden auch ein Stückchen klarer.

Zum Schluss gibt es sowohl eine Tragödie als auch einen neuen Hoffnungsschimmer. Ich hoffte. Denn Hoffnung ist besser als nichts, sind dann auch die letzten Worte des Romans.

Alles in allem lässt sich „Motel Life“ schnell lesen. Man möchte wissen, wie es weitergeht und rast dadurch durch das Buch. Mit den Charakteren kann man sich freilich kaum identifizieren. Außer man ist selbst latenter Alkoholiker und beginnt den Tag mit Dosenbier. Überzeugend wirken sie dennoch.

Dazu gehört allerdings auch, dass Frank und Jerry Lee zwar sympathisch wirken, ihr Lebensstil aber eher abstoßend wirkt. Denn ohne Alkohol hätten sie vielleicht einen anderen Weg gefunden.

„Motel Life“ ist also ein melancholischer, authentischer Roman für Zwischendurch, der viel literarischen Alkohol enthält…

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