Heartland (von Joey Goebel)

Blue Gene ist ein Verlierer der amerikanischen Gesellschaft. Er steht jeden Tag auf dem Flohmarkt und verkauft einen Teil seiner Kindheit. Das Geld, das er dort verdient, reicht nicht wirklich für ein gutes Leben.
John Mapother hingegen ist ein Kind aus einem guten Elternhaus. Sein Ziel ist es, die Kongresswahlen in einem Provinzstädtchen im Herzen der USA zu gewinnen. Seine Mission kommt dabei von niemand anderem als Gott persönlich. Denn laut einem Traum seiner Mutter wird er die Welt retten.
Was die beiden gemeinsam haben?
Sie sind Brüder. Nur hat sich ihr Leben sehr unterschiedlich entwickelt. Nun braucht John Blue Gene jedoch um bei den „einfachen“ Leuten anzukommen.
Was er damit alles lostritt, kann er sich natürlich noch nicht vorstellen und wahrscheinlich würde er es auch nicht wollen, wenn er es könnte. Denn in der Familie verbergen sich noch einige Skandale, die mit einem gottesfürchtigen Leben nicht zu vereinbaren sind…

Irgendwie hört sich die Einleitung nicht wirklich spannend an. Und das dachte ich auch als ich den Text auf dem Buchrücken gelesen habe.
Doch von Goebel kenne ich schon das Buch „Vincent“ und das hat mich auf ganzer Linie überzeugt.
Ich muss jedoch sagen: Heartland ist noch besser!

Hier wird ein kleines Familien-Epos erzählt. Dabei bringt Goebel die Atmosphäre einer Kleinstadt im „Herzen Amerikas“ wirklich gut rüber. Zumindest beschreibt er genau das, was ich mir immer unter dem Begriff vorstelle.

In erster Linie lebt jedoch auch dieses Buch von den ständigen Enthüllungen. Hier erfährt man noch einmal ein kleines Detail und dann hundert Seiten später noch einmal ein anderes.

Was die Zeit dazwischen überbrückt sind die genialen Charaktere. Jeder Mapother wird so gut charakterisiert und gezeichnet, dass man sie sich einfach vorstellen kann.
Interessant ist dabei vor allem, wie unterschiedlich doch zum Beispiel Blue Gene, Elisabeth (die Mutter der beiden) oder John denken.

Goebel greift jedoch auch Themen der amerikanischen Gesellschaft auf. Warum bringt man den Frieden mit einer Armee in die Welt? Muss man so gottesgläubig sein? Darf man nicht auch ein wenig anders sein als die Masse? Ist bedingungsloser Patriotismus wirklich eine gute Sache?

All diese Themen werden zumindest angeschnitten und in teils witzigen, teils skurilen und teils wirklich traurigen Szenen verarbeitet.

Nachdem man die immerhin 700 Seiten durchgelesen hat, wünscht man sich eigentlich nur, dass es noch weitergehen möge. Und das ist doch ein Argument, um zu sagen, dass das Buch wirklich gut ist, oder?

„Heartland“ ist auf jeden Fall ein deutliches Stück besser als „Vincent“ (das schon gut war). Für mich das beste Buch, das ich in letzter Zeit gelesen habe.

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