Bretonische Verhältnisse (von Jean-Luc Bannalec)
|Georges Dupin hat ein Problem, Autoritäten anzuerkennen. Das hat ihm vor einigen Jahren eine Strafversetzung in die Bretagne eingebracht. Mitten in der Hochsaison wird der Besitzer des bekanntesten Hotels im Ort Pont Avon, wo einst eine bedeutende Künstlerkolonie hauste, ermordet. Dupin nimmt die Ermittlungen auf, die aber recht holprig starten. Pierre-Louis Pennec war bereits todkrank, hätte nicht mehr lange gelebt, warum also sollte jemand ihn umbringen wollen? Die Frage scheint alles andere als einfach zu beantworten, wobei Dupin rasch ahnt, dass der Schlüssel im Bereich der Kunst liegen könnte.
„Bretonische Verhältnisse“ ist ein ruhiger Krimi. Es gibt keine actionreichen Szenen, alles ist aus der Sicht des Kommissars geschrieben. Dieser konsumiert natürlich sehr viel Kaffee, ist etwas eigenbrötlerisch veranlagt und kann seine Gefühle kaum zum Ausdruck bringen. Innerhalb der Familie des Opfers haben natürlich alle ein mögliches Motiv, während sie gleichzeitig alle ein Alibi haben. Und selbstverständlich sind die Bretonen so eigenbrötlerisch wie der Kommissar, akzeptieren ihn den Eigenbrötler nicht als einen der ihren. Kurzum: Der Roman ist an vielen Stellen ein stereotyper Krimi, der Versuch Lokalkolorit aufzubauen wirkt entweder, etwa bei den Restaurantbeschreibungen, übertrieben oder aber ähnlich stereotyp wie der Aufbau des Romans. Vielschichtigkeit sucht man in diesem Buch vergebens.
Interesse kann der Krimi lediglich durch die skurrile Familie aufbauen. Die Geschichte um die Künstlerkolonie ist interessant und entspricht wohl auch der Wahrheit. Da ein Gemälde zuletzt immer mehr Platz in den Ermittlungen einnimt, zieht Dupin eine Kunsthistorikerin zu den Ermittlungen hinzu. Die Unterhaltungen mit ihr gehören zu den wenigen starken Momenten des Krimis. Doch auch die Kunsthandlung nutzt sich rasch ab. In der Mitte gibt es das überraschende zweite Todesopfer, am Ende wird einer der Drahtzieher aufgrund von politischen Verbindungen nicht zur Verantwortung gezogen. Das alles überrascht nicht und überzeugt auch nicht wirklich.
Immer wieder gibt es Andeutungen zu dem Privatleben des Kommissars, in die Tiefe wird nie gegangen. So bleibt Dupin bis zum Ende blass, in Ritualen gefangen, aber mit einem einigermaßen ordentlichen Instinkt ausgestattet. Sollte dieser ihn verlassen, wäre er allerdings nicht in der Lage einen Fall zu lösen. Von Teamarbeit scheint er nämlich nichts zu verstehen, seine Mitarbeiter behandelt er wie Untergebene. Ihm haftet als Kommissar nichts Besonderes an. Also ist die Hauptperson ein blasser, gewöhnlicher und gleichzeitig unkollegialer Kommissar, nicht gerade eine Figur, mit der man sich identifizieren kann.
Letztlich zeigt dieser Krimi, wie eine enorme Geldsumme eine Familie zerstören kann. Auch das ist kein neuer Einfall. Hier wird die Idee zudem nicht besonders spannend, dafür aber mit vielen Klischees und dem zwanghaften Versuch, möglichst viel Lokalkolorit in die Handlung zu schreiben, umgesetzt.