Alltagsirrsinn

Sie haben es wieder getan. Die „Initiatie Neue Soziale Marktwirtschaft“, eine der geschicktesten Lobbyorganisationen der Republik, hat eine Studie in Auftrag gegeben, die die Schuldenlast der Bundesländer untersucht. Das ist an und für sich noch keine schlechte Sache. Die Folgerungen sind natürlich – wie immer – höchst einseitig. Alle Länder müssen sofort anfangen zu sparen, nichts neues. Programme, die versuchen, die Einnahmeseite zu stärken und die Ausgabeseite einzuschränken, wie in NRW werden dabei natürlich harsch kritisiert.

Nein, der wirkliche Irrsinn ist, dass Spiegel Online sich doch tatsächlich dazu hat hinreißen lassen, einen Artikel über die Studie zu veröffentlichen. Und in diesem unsinnigen Artikel wirkt es, als hätten die Forscher höchstpersönlich herausgefunden, dass die deutschen Bundesländer hoch verschuldet sind und dass die Pro-Kopf-Verschuldung in Bremen am höchsten ist. Dafür hätte es keine Studie gebraucht, dafür muss man nur 16 Datensätze der Statistischen Landesämter aneinanderreihen.

Ähnlich schön ist die Meldung, dass der Sachbuchbestseller „Das Ende der Geduld“ nun endlich verfilmt werden soll. Das ist klasse, angeblich arbeiten sie in Amerika gerade an der Verfilmung des Computerspiels Asteroids, da beweist Deutschland schon deutlich mehr Niveau. Aber Spaß bei Seite: Ein Sachbuch über den Umgang mit jugendlichen Straftätern zu verfilmen, wie makaber ist das denn? Da will doch nur jemand auf den Hype um die Richterin nach ihrem Selbstmord aufspringen. Eine peinliche wie merkwürdige Meldung. Immerhin fragt sich Spiegel Online zu recht, wie man so ein Sachbuch eigentlich verfilmen möchte.

Noch schöner ist die Entscheidung eines Gerichts, dass nun Leute, deren Einkommen in keinem Verhältnis zum Spieleinsatz steht, nicht mehr Lotto spielen dürfen. Das trifft dann vor allem Hartz-IV-Empfänger. Tolle Sache, etwas Freiheiten weniger für ALG-II-Empfänger. Nur: Wie will man das eigentlich kontrollieren? Mit etwas Glück erleben wir hier die Geburt eines weiteren bürokratischen Monsters.

Tags:

Add a Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert