Lichtblicke (von Ian Rolf Hill / Maddrax Band 524)
|Matt und Aruula heben beim Hort des Wissens Kormaks abgestürzten Gleiter, bevor sie Ydiel zu seinem Sauriervolk zurückbringen. Kormak kämpft derweil um sein Leben: Seine einstige Kampftruppe hat ihn nach der Niederlage vor dem Hort des Wissens fallen gelassen und plant, ihn zu exekutieren. Gelingt es ihm, aus dem Gefängnis zu fliehen, bevor ihn seine Konkurrenten zum Schafott führen? Rulfan kämpft daheim in Köln an zwei Fronten. Der Mann aus einer anderen Dimension ist einen Pakt mit dem ebenfalls aus dieser Dimension stammenden Dr. Smythe eingegangen, um wieder in ihre Heimat zu gelangen. Dabei muss er höchst aufmerksam sein, denn Smythe verfolgt natürlich seine ganz eigenen Pläne. Auf der anderen Seite muss sich Rulfan aber auch mit seiner Gattin auseinandersetzen, die findet die Idee, in ihre Dimension, in der die Da’muuren noch immer eine Gefahr darstellen, gar nicht so gut.
„Lichtblicke“ erzählt drei Handlungen in einem Heftroman. Die Folge ist daher eher die Kumulation mehrerer Handlungsstränge als eine konsistente und fokussierte Erzählung. Dabei entwickelt die Episode eine interessante Dualität, in der sich sowohl sympathische Figuren, wie z.B. Matts Begegnung mit Seeschlangen oder Rulfans Verfolgungsjagd in Köln, als auch Serienantagonisten, seien es Symthe oder Kormak in ihren jeweiligen Zellen, in höchster Not befinden. Das kreiert ein hohes Erzähltempo und viel Spannung. Leider bleiben alle Ereignisse etwas oberflächlich. Das erzählerische Potential der Gleiterhandlung wird nicht einmal angetastet, die Gefahr durch die Wasserschlangen innerhalb weniger Sätze aufgelöst. Unklar ist aber auch, welcher Teufel Rulfang geritten hat, Smythe auch nur eine Sekunde lang zu vertrauen. Diese Zusammenarbeit wirkt nach all den Taten des verrückten Professors unrealistisch. Das erkennt Rulfans Gattin und unterstützt Smythe dennoch. All dies sowie die Verstimmungen zwischen Rulfan und seiner Frau hätten mehr Handlungsplatz verdient. Auch Kormaks Handlungsstrang leidet darunter, dass nicht ersichtlich ist, warum so viele Männer der Reenschas dem Colonel die Treue halten. Immerhin war der Angriff auf den Hort des Wissens nicht nur ein riesiges Desaster, sondern hat vielen Soldaten das Leben gekostet. Kormak hat dabei bereits gezeigt, dass ihm im Zweifelsfall sein eigenes Schicksal näher ist als das Wohl der Gemeinschaft. Das macht es rätselhaft, warum man solch einem miserablen Anführer die Treue hält. Insfoern ist der größte Kritikpunkt des ansonsten sehr spannenden Heftes wohl, dass es sich auch für einen Zweiteiler geeignet hätte.
„Lichtblicke“ beendet aber auch die erste Hälfte des „Parallelwelt“-Zyklus. Insofern ist das Heft auch so etwas wie ein halbes Zyklus-Finale. Die Episode bietet tatsächlich viel Potential für die kommende Handlung: Der Parallelwelt Smythe ist wegen der Kommunikationsprobleme zwischen Rulfan und seiner Frau auf freiem Fuß, Kormak ist zwar von seiner eigenen Verkleinerungswaffe getroffen, wird wohl bald wieder eine ernste Gefahr sein und Rulfan ist wieder ein fester Bestandteil in Matts Reisegruppe. Aber die große Überraschung bleibt aus. Wohin der „Parallelwelt“-Zyklus steuert, was es überhaupt mit den permanenten Dimensionsverschiebungen auf sich hat, bleibt weiterhin ein Rätsel. Normalerweise wäre das die Grundlage für bodenlose Enttäuschung. Verhindert wird das nur dadurch, dass der Zyklus bisher ausschließlich aus guten und spannenden Einzelheften wie „Lichtblicke“ besteht.