Karten und Legenden (Star Trek: Picard, Episode 1×02)
|(Orig. Titel „Maps and Legends“)
Picard hat erlebt wie die junge Dahj auf der Erde von romulanischen Agenten getötet wurde. Im Nachhinein findet er heraus, dass Dahj wahrscheinlich eine künstlich erstellte Tochter Datas gewesen ist und dass sie irgendwo einen Zwilling namens Soji hat. Picard macht sich daher auf die Suche nach den Hintergründen und bittet bei der Sternenflotte um Unterstützung für eine Mission, um die Hintergründe dieser Androiden herauszufinden. Doch der Weg ist deutlich steiniger als erwartet.
Auch „Karten und Legenden“ erklärt die Welt „Star Trek: Picards“ mit der Brechstange. War es zu Beginn der Pilotfolge ein Interview, in dem Picard darlegte, was alles in den Jahren seit Abrams „Star Trek“-Reboot geschehen ist, so ist es diesmal ein Monolog der Romulanerin Laris. Sie enthüllt, dass hinter dem gefährlichen Tal Shiar, dem Geheimdienst der Romulaner, der noch gefährlichere Geheimdienst Zhat Vash steht. Außerdem ist die Folge inhaltlich überladen. Zu Beginn wird der in der vorherigen Episode erwähnte Anschlag synthetischer Lebensformen auf die größte Raumschiffwerft der Föderation auf dem Mars gezeigt. Danach erfährt Picard die Hintergründe über den Zhat Vash und dessen Furcht vor synthetischen Leben. Der Zuschauer erfährt, dass die Sternenflotte Picard nicht helfen wird – zurecht muss man angesichts von Picards Selbstgerechtigkeit sagen – und zudem von Romulanern unterwandert worden ist. Und abschließend erlebt man, dass der Zhat Vash längst einen Agenten auf Soji angesetzt hat, die wiederum mit Romulanern einen zerstörten Borg-Kubus untersucht. Hinter so viel Inhalt muss die Handlung zwangsläufig stehen bleiben, sodass auch in „Karten und Legenden“ wieder mehr erklärt als gezeigt wird.
Und dennoch wirkt diese zweite Episode solider als der Pilot. Das liegt zunächst, dass die Figur Picard hier noch besser funktioniert. Picards Moralismus passt nicht in die (unterwanderte) Sternenflotte. Er macht einige praktische Schritte zudem schwierig. Gleichzeitig schlägt sein Alter durch, Picard erfährt von einer potenziell tödlichen Erkrankung. Seine Entrüstung über die Zustände in der Föderation, sein Streben danach, die Wahrheit herauszufinden, und seine Sorge um Soji sind allesamt von Patrick Stewart sehr gut gespielt. Ebenfalls gelungen ist zudem, dass die etwas misslungene Eröffnungsequenz, das außer Kontrolle geratene Interview der Pilotfolge Picard hier wieder einholt und ihm sein Streben nach Informationen deutlich schwieriger macht. Außerdem ist die Handlung im von Romulanern kontrollierten Borg-Kubus überraschend überzeugend. Denn so viel „Karten und Legenden“ auch erklärt, die eigentlichen Fragen bleiben unbeantwortet. Was machen die Romulaner mit der Borg-Technologie? Warum dürfen bei den romulanischen Geheimniskrämern so viele Nicht-Romulaner mitarbeiten? Und die Eingangssequenz, die den Angriff auf die Schiffswerft zeigt, stellt zudem sowohl die Frage, was die synthetischen Roboter motiviert hat, die Föderation anzugreifen in den Raum als auch die Frage, warum die Föderation überhaupt damit begonnen hat, intelligente Arbeitssklaven zu schaffen. Kurzum „Star Trek: Picard“ ist dank Patrick Stewarts Schauspielerei und einigen geschickt platzierten offenen Handlungssträngen mit „Karten und Legenden“ deutlich interessanter geworden.
Die Unterwanderung der Sternenflotte sowie eigentlich fast aller Mächte im „Star Trek“-Universum erscheint unwahrscheinlich. Außerdem stellt sich die Frage, warum solch eine mächtige Organisation nicht mehr dafür getan hätte, Romulaner vom sterbenden Romulus zu retten. Es hätte sicherlich in ihrer Macht gestanden. Abgesehen von diesem Punkt und der Tendenz zu viel in Worten statt in Bildern und Taten zu erklären, ist „Karten und LEgenden“ eine spannende, interessante und unterhaltsame Folge, die viel zu schnell vorbei geht und viel Freude auf die folgenden Episoden macht.