Kurs ins Verderben (von Stefan Hensch / Maddrax Band 521)
|Roald Amundsen erreicht den Südpol. Er ist froh, seinen Rivalen Scott nicht zu finden. Kurz darauf findet er ein Artefakt eines außerirdischen Raumschiffes. Er verkauft es an einen reichen Sammler, der es wiederum mit der Titanic in die USA verschiffen lässt. In diesem Moment wird die Titanic von einer der in letzter Zeit auftauchenden Dimensionsverschiebungen getroffen und in das „Maddrax“-Serienuniversum telportiert. Während die Titanic-Besatzung nicht merkt, dass sich gefährliche, durch die Verschiebung ausgelöste Algen am Schiffrumpf festsetzen, beginnt das unfreiwillig geöffnete Artefakt, Tachyonen abzustrahlen, durch die die Algen immer exponentiell wachsen. Werden Matt und Aruula das Schiff bei ihrer Suche nach weiteren Dimensionsverschiebungen rechtzeitig entdecken, bevor die Algen den Untergang verursachen?
„Kurs ins Verderben“ arbeitet mit einem grandiosen Szenario. Die Titanic-Atmosphäre ist gut getroffen, das Heft kann mit vielen Kino-Anspielungen arbeiten und viel Spannung aufbauen. Das gelingt in erster Linie durch ein Einsemble überzeugender Protagonisten. Da ist ein Privatdetektiv, der das Artefakt beschützen soll, eine junge Dame, die sich nach der Liebe sehnt, ein junger Arbeiter, der in den USA sein Glück machen möchte und eine poetische Ader hat, und natürlich eine Reihe skuriler Gestalten aus der britischen Oberschicht. Sie alle müssen auf engem Raum miteinander interagieren. Das kommt für die Hälfte der Folge ganz ohne Matt und Aruula aus. Die Streitigkeiten zwischen den einzelnen Parteien, das Öffnen des Artefakts, die kleinen Andeutungen auf die nahende Bedrohung sorgen bereits für ausreichend Spannung.
Beinahe gleichzeitig zu Matt und Aruula betritt auch ein Archivar mit dem Auftrag, das Artefakt zu bergen, das Schiff. Denn die Tachyonen-Strahlung hat das Potential die Erde unbewohnbar zu machen. Auch diese zweite Helfte der Episode ist sehr unterhaltsam. Matt steht vor einer doppelten kommunikativen Herausforderung. Auf der einen Seite muss er die Schiffsführung davon überzeugen, dass sie nicht nur mehrere hundert Jahre in der Zukunft gelandet ist, sondern auch noch in einer anderen Dimension. Und als wäre das nicht genug, muss er sie überzeugen, gegen die Algen-Bedrohung vorzugehen. Auf der anderen Seite muss er erst einmal den versteckt agierenden Archivaren identifizieren und ihm bei der Rettung der Erde helfen – ohne selbst genau zu wissen, dass die Erde bedroht ist. Diese Konfrontation zwischen Vergangenheit und (apokalyptischer) Zukunft vertieft die neu eingeführten Charaktere, ist ebenfalls sehr gut getroffen und sorgt für einen temporeichen und spannenden Abschluss.
Diese Mischung aus einem starken Kammerspiel und einem eben so starken Wettstreit um das Artefakt, gegen die kommerziellen Interessen der Schiffsleitung, die gleichzeitig benötigt wird, um das Schiff zu retten, ist atmosphärisch überzeugend und sehr spannend. Das einzig negative ist wohl, dass sowohl der Privatdetektiv, als auch der Arbeiter und ein sonderbarer Mystiker das Potential für größere Rollen gehabt hätten. „Kurs ins Verderben“ ist einer der „Maddrax“-Hefte, die eine Doppelfolge verdient gehabt hätten.