Redking (von Craig DeLancey)
|Redking ist ein brutaler Virus. Er befällt von Menschen genutzte Implantate und verändert dabei die Psyche der Benutzer. Sie werden Paranoider, haben das Gefühl sich gegen ihr Umfeld wehren zu müssen und werden letztlich zu Mördern. Die Kurzgeschichte folgt einem spezialisierten Ermittler der Polizei. Er hat den Auftrag den ursprünglichen Coder Redkings zu identifizieren und vor Gericht zu bringen.
Zunächst entsteht der Eindruck in „Redking“ ginge es in erster Linie um die Gefahren technologischer Anwendungen. Noch verlieren Nutzer durch Viren Daten und Nerven. Durch die immer engere Integration und immer weitere Anwendungsweite vernetzter Technologien könnte sich dies in der Zukunft ändern. In „Redking“ verliren Nutzer durch einen Virus bereits ihr Leben. Die Kurzgeschichte ist damit auch eine Warnung vor den Konsequenzen der Vernetzung.
Eigentlich dreht sie sich aber um den Entwickler des Virus. Der „Code Monkey“ der Polizei, wie der Protagonist nur genannt wird, soll ihn identifizieren. Ein Verdächtiger ist schnell gefunden, aber die Beweise reichen nicht aus, um ihn zu verurteilen. Der Großteil der Geschichte besteht aus einem waghalsigen Experiment, in dem der „Code Monkey“ sich selbst mit dem Virus identifiziert und beinahe stirbt. Er erlebt dabei ein so perfektes Werk, dass er den Coder mit einem Trick überführt: Er droht ihm, andere Entwickler als Verursacher anzuerkennen. Da Durchbrüche und Genie in der Welt der Coder mehr zählen als Freiheit, stellt der Entwickler sich.
Das ist eine nette Wendung, ein interessanter Einblick in ein Milieu, dem die Konsequenzen des eigenen tun egal, die eigene Anerkennung aber wichtiger als alles andere ist. Leider werden in diesem Rahmen aber weder die Vernetzung noch die Verantwortungslosigkeit der Hacker tiefgehender diskutiert. Alles wird dem Tempo und der Spannung der Geschichte untergeordnet, sodass zuletzt „lediglich“ ein gewöhnlicher Polizeieinsatz zurückbleibt.
„Redking“ ist vor allem durch den Selbstversuch sehr spannend. Die Kurzgeschichte ist daher eine gefällige und temporeiche Erzählung, die neben dem düsteren und überzeugend stimmungsreichen Setting jedoch mit seinen Themen etwas oberflächlich bleibt.