The Baby Eaters (von Ian McHugh)
Der Erzähler besucht die Krithkinee. Er soll hier ein wichtiges Handelsabkommen abschließen. Die Beratungen darüber laufen gut, der Vertreter der Krithkinee, Meychezhek, ist in erster Linie an dem Erzähler selbst interessiert. Das liegt daran, das sich Meychezhek als Gelehrter versteht, der die politische und soziale Lage der Galaxis beobachtet. Er hat eine düstere Version der Zukunft, glaubt, dass Krithkinee und Menschen unweigerlich auf einen großen Krieg zusteuern. Der Erzähler setzt dem entgegen, dass man kulturellen Missverständnissen durch näheres Kennenlernen begegnen kann. Dabei stößt er jedoch an seine Grenzen, als in Meychezheks Haushalt ein Zwilling geboren wird. Zwillinge sind in der Gesellschaft der Krithkinee eine Sünde. Um die Zersplitterung der Seele zu verhindern, muss das zweitgeborene Baby totgebissen werden. Der Erzähler ist von dieser Praxis abgestoßen, verlässt den Planeten. Meychezhek ist tolerant gegenüber der Ablehnung seiner Tradition.
„The Baby Eater“ thematisiert den Konflikt zweier Kulturen im kleinen Format. Hier wird viel philosophiert. Menschen hassen aus Furcht, weil sie einst selbst Beute waren. Krithkinee hassen aus Hunger, weil sie immer Jäger waren. Es wird über interne Konflikte im Reich der Krithkinee gesprochen. Und letztlich läuft doch alles auf die eine Situation am Ende heraus, in der Meychezhek ein Kind todbeißt. Dadurch bleibt viel Hintergrund ungenutzt, der die Geschichte aufbläst. Viel besser wäre es gewesen, hier Momente zu zeigen, in denen kulturelle Unterschiede überwunden werden konnten.
Denn der spannendste Aspekt der Kurzgeschichte stellt sich erst bei der Abreise des Erzählers ein. Er, der immer von Toleranz gepredigt hat, erfährt auf einmal Toleranz. Meychezhek versteht absolut, warum der Erzähler von der Tradition des Babymordes abgestoßen ist. Dem Erzähler ist diese Toleranz jedoch zuwider. Außerdem kann er keinerlei Toleranz für diese Tradition aufbringen. Diese Situation ist ein interessanter Gedankenanstoß für eine Reflexion über die Grenzen der Toleranz und wann Toleranz sogar als unangenehm empfunden werden kann. Und es wird natürlich irgendwann zu einem Krieg zwischen Menschen und Krithkinee kommen.
Die Kurzgeschichte „The Baby Eaters“ von Ian McHugh ist 2016 im „Asimov’s Science Fiction„-Magazin erschienen . Sie ist außerdem ein Beitrag in der Anthologie „The Year’s Best Science Fiction (34. Annual Collection)“, herausgegeben von Gardener Dozois.