Lebenszeichen (von Andreas Suchanek / Heliosphere 2265 Band 33)
|Die Solare Republik verhandelt mit verschiedenen Völkern und demokratischen Fraktionen der Menschheit über eine mögliche Allianz. Während der neue Außenminister alles gibt, um die Allianz herzustellen und damit das Überleben der freien Menschheit zu garantieren, hintertreibt Präsidentin Shaw seine Bemühungen mit ständig neuen Anweisungen. Bis auf eine kleine Gruppe weiß niemand, dass hinter der Präsidentin eigentlich Alexis Cross steht und die Solare Republik in den Abgrund treiben möchte. Die Hyperion hat es derweil geschafft, durch eine List ihren Flottenverband zu verlassen. Ihr Ziel ist es, ihren früheren Kommandanten Jayden Cross aus den Händen des Imperiums zu befreien. Da die Solare Republik dafür keine Schiffe bereit stellen möchte, versammelt sie Freunde Jaydens aus verschiedenen Fraktionen. Doch bevor man sich auf einen Angriff auf das Imperium einigen kann, greifen die Ash’Gul’Kon den Verband an – bevor man sich einigen konnten, kämpft jedes Schiff um das eigene Überleben.
„Lebenszeichen“ ist ein klassischer Übergangsband, der die Handlung nur ein kleines Stück weiterbringt, dabei aber eine spannende Zwischengeschichte erzählt. Die Handlung ist dabei weiterhin so unglücklich wie in den vorherigen Bänden. Jayden Cross‘ Mutter treibt die Handlung vor sich hin, trifft eine wahnsinnige Entscheidung nach der anderen und in der Republik wundert sich dennoch kaum jemand darüber. Und diejenigen, die sich wundern, nehmen es einfach hin, als ginge es gar nicht um das Überleben der freien Menschheit. Sehr merkwürdig. Darüber hinaus wird keine Chance genutzt, Alexis Cross so etwas wie einen Charakter zu verpassen. Sie bleibt die simple, von Hass erfüllte Frau, deren eigene Motivation (was gewinnt sie eigentlich durch den Untergang der Republik) absolut unklar bleibt. Dadurch ist dieser Charakter auf einem erbärmlichen Niveau wie Imperator Sjöberg, der für die Handlung auch eher eine alberne und unrealistische Bürde ist als ein Spannungsquell.
Trotz dieser simplen und unglücklichen Handlung kann „Lebenszeichen“ aber eine spannende Erzählung auffahren. Das liegt in erster Linie daran, dass man Einblicke in die Verhandlungen und vor allem in die Denkweisen der verschiedenen Völker erhält. Jedes misstraut anderen Fraktionen, aber sie alle wissen, dass sie nur gemeinsam überleben können. Suchanek gelingt es sehr gut, diese Denkmuster und vor allem die daraus folgenden politischen Konsequenzen nachzuzeichnen. Dadurch sind die Verhandlungsszenen nicht nur sehr lesbar, sondern auch sehr unterhaltsam. Dazwischen platzen immer wieder die Versuche von Alexis Cross, die Verhandlungen zu sabotieren. Trotz ihres Erfolges gelingt es immer wieder einzelnen Individuen, die Verhandlungen voran zu treiben. Dies ist ein schönes Beispiel wie individuelles Verhalten auch angesichts einer feindlichen Führungsebene zu Erfolgen führen kann und es ist beeindruckend, dass die Darstellung dieses Prozesses sich hier sehr realistisch anfühlt.
Für Tempo sorgt die Handlung um die Hyperion, die mit befreundeten Schiffen anderer Fraktionen gegen ein Schiff der Ash’Gul’Kon kämpfen muss. Das Szenario kommt für die Handlung etwas zu gelegen: Natürlich raufen sich die verschiedenen Kräfte zusammen, teilen Informationen und besiegen am Ende den Feind. Das schweißt zusammen und so lässt sich rasch eine ad-hoc Koalition formen. Das wirkt sehr konstruiert. Trotzdem gelingt es hier, der Handlung Tempo zu verleihen und die Ash’Gul’Kon wieder als ernsthaften Gegner in Erinnerung zu rufen. Bei ihren letzten Auftritten wurden sie viel zu schnell deklassiert, in den vergangenen Romanen wurden sie beinahe komplett vergessen. Hier nutzen sie die Vorteile, vor allem ihren Zeitvorteil, voll aus und erweisen sich als übermächtiger Gegner für dessen Raumschiffe es mehrere Raumschiffe anderer Völker bedarf, um sie zu vernichten. Dies ist eine überzeugende Szene, die wieder Interesse an der Haupthandlung weckt.
„Lebenszeichen“ ist der vierte Band vor dem Finale des dritten „Heliosphere 2265“-Zyklus. Der Band ist immer noch in einer Nebenhandlung verstrickt, die eher ärgerlich als unterhaltsam ist. Daraus macht die Episode aber das Beste und unterhält den Leser temporeich und spannend. Außerdem gibt der Kurzroman interessante Einblicke in die Denkweise der nicht-menschlichen „Heliosphere 2265“-Völker, die einmal mehr unterstreichen, welches Potential das von Suchanek geschaffene Universum hat. Mit dem Angriff der Ash’Gul’Kon weckt die Folge zudem wieder das Interesse an der Haupthandlung der Serie. Es bleibt zu hoffen, dass die verbleibenden drei Teile des Zyklus nicht nur Jayden Cross aus den Fängen des Imperiums reißen und Alexis Cross das Handwerk legen, sondern dass auch die Haupthandlung auf solch spannende Weise wieder thematisiert wird.
Mit dieser 33. Rezension der Serie Heliosphere bin ich nun zum ersten Mal seit Erscheinen der Serie Ende 2012 und nach langen Pausen Mitte 2013 sowie Anfang 2014 bis Mitte 2015 mit meinen Rezensionen auf dem aktuellen Stand der Serie: Die Tour de force des vergangenen halben Jahr, die der Gedankenecke beinahe jede Woche eine neue Rezension beschert hat, ist damit erst einmal zu Ende. Nun können sich auch die Rezensionen dem monatlichen Rhytmus der Serie anpassen.