Der Papyrus des Cäsars (von Jean-Yves Ferri & Didier Conrad)

36deCäsar hat seine (heute) berühmten Memoiren verfasst. Doch sein Verleger ist nicht ganz glücklich: Die Passage über ein kleines, ständig Widerstand leistendes Dorf macht sich nicht gut in der sonst so eindeutigen Erfolgstory Cäsars. Da die Gallier mehrheitlich Analphabeten sind, überzeugt er Cäsar davon, diese Passage zu streichen. Doch leider gelingt es einem der Schreiber, Bigdatha, an den Wächtern Datenflus und Antivirus vorbeizukommen. In Form eines Journalisten kommt das Dokument daher in das weltbekannte gallische Dorf. Die Gallier entschließen sich rasch, die Geschichte auf „ihre“ Art, mündlich zu bewahren und so machen sich Asterix, Obelix und Miraculix auf den Weg, die Geschichte zu den ältesten Druiden ihres Volkes zu tragen. Natürlich ist ihnen der Verleger und die römische Armee auf den Versen – würde das Papyrus an die Öffentlichkeit gelingen, fände sich der Verleger schließlich Cäsars tödlichem Zorn ausgesetzt.

Die Handlung ist eine permanente Anspielung auf WikiLeaks und ähnliche Whistleblower-Organisation. Hier kann man sich streiten, ob dieses Thema das Zeug zum „Klassiker“ hat, ob es sich also in einigen Jahrzehnten noch von selbst erklärt. Dem Autoren-Zeichner-Team Ferri und Conrad gelingt es in „Der Papyrus des Cäsar“ auf jeden Fall sehr gut, das Thema satirisch in ein unterhaltsames Comic-Abenteuer zu verwandeln, dass sich trotz deutlicher Anspielungen auf die heutige Zeit niemals anbiedert. Sowohl twitternde Römer als auch volle gallische Festplatten finden wunderbare Äquivalenzen in der Antike und bringen den Leser in Verbindung mit vielen kleinen und großen Witzen immer wieder zum Schmunzeln.

Ein Horoskop sorgt in der Nebenhandlung dafür, dass sowohl Metusalix als auch Obelix ihre Lebenseinstellung grundlegend hinterfragen. Diese Handlung ist äußerst substanzlos und sorgt allenfalls für müde Lacher. Angesichts der doch recht weit spannenden Papyrus-Handlung erhöht dieser Aspekt aber immerhin die Leichtigkeit des Albums. Im Verbund mit den sehr gelungen Gags um den Karnutenwald der gallischen Druiden, die sich modernisierende römische Armee und den äußerst gut, arrogant und vor allem naturfern gezeichneten Verleger bilden sie eine konstant hohe Unterhaltungskulisse des 36. Teils der Asterix-Serie.

Alles in allem stellt „Der Papyrus des Cäsar“ nach „Asterix bei den Pikten“ eine weitere Qualitätssteigerung gegenüber den vorherigen, eher schwachen Titeln wie „Gallien in Gefahr“ dar. Mit seiner unterhaltsamen Handlung, seinen politischen Anspielungen und den kindlichen Witzen regt der Band immer wieder zum Schmunzeln an und bietet damit genau das, was man von einem Asterix-Album erwartet.

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