Bruchstücke (Star Trek: Picard, Episode 1×08)
|(Orig. Titel: „Broken Pieces“)
Nach seiner Rückkehr auf die La Sirena erfährt Picard, dass Dr. Jurati von einer Tal Shiar Agentin überzeugt wurde, seine Mission, Soji und andere synthetische Lebensformen zu retten, zu sabotieren. Dafür hat die für den Tal Shiar arbeitende Sicherheitschefin der Föderation Oh Dr. Jurati eine Zukunftsvision gezeigt, die die Zerstörung sämtlichen organischen Lebens voraussieht, wenn die Entwicklung synthetischen Lebens nicht frühzeitig verhindert wird. Eine Begegnung mit Soji kann Dr. Jurait jedoch davon überzeugen, dass diese Vision nicht zwingend ist. Gemeinsam arbeitet das Team nun an einem Plan, rechtzeitig Sojis Heimatplaneten zu erreichen, bevor der romulanischen Flotte dies gelingt. Derweile versuchen Elnor und Seven auf dem Borg Kubus die befreiten Borg Drohnen vor den Romulanern zu schützen und den Aufbruch der Flotte zu verhindern.
„Bruchstücke“ ist eine Zwischenstation vor dem großen Finale. Die Episode bringt alle Akteure von ihrem jeweiligen Aufenthaltsort in das Ghuilon-System, in dem alle Sojis Heimat vermuten. Trotzdem wartet die Episode mit einer Reihe von Informationen auf. Für Picard und sein Team ist die Verschwörung innerhalb der Sternenflotte nun ersichtlich. Daher kann er seine einstigen Vorgesetzten davon überzeugen, ihm eine Flotte zur Verfügung zu stellen. Man erfährt darüber hinaus, wie die Romulaner an den verlassenen Borg-Kubus gelangt sind und woher ihre extreme Angst vor synthetischem Leben kommt. Letzteres konnte man bereits erahnen, ersteres ist leider eine eher hahnebüchene Erklärung. Unklar ist auch, wie die Romulaner auf einmal zu solch einer riesigen Flotte gekommen sind (ein Großteil ihres Volkes lebt schließlich nach der Zerstörung Romulus in Armut). Und zuletzt erfährt man, dass der Tal Shiar oder der Zhat Vash (von dem nun kaum mehr die Rede ist) hinter dem Angriff auf den Mars steckt. Dadurch sind Millionen Romulaner gestorben, da die Föderation aus Resourcengründen die Hilfen, Romulaner vor der Supernova von Romulus zu evakuieren, ausgesetzt hat. Das erscheint ausgesprochen abenteuerlich. Man hätte schließlich auch eine Roboterrevolte zu einem anderen Zeitpunkt starten können und dabei gleichzeitig Romulaner retten können. Im Zweifel hätte dies die Föderation und die Romulaner gar näher zusammengebracht und es ermöglicht, die Verbreitung synthetischen Lebens durch die Föderation stärker zu kontrollieren. Gerade ide romulanischen Enthüllungen dieser Folge können also nur bedingt überzeugen.
Dafür menschelt es sehr auf der La Sirena. Soshi überzeugt durch ihre einnehmende Art Dr. Jurati davon, dass von ihr keine Gefahr ausgeht. Obwohl die Szene sehr gelungen ist, überzeugt diese Wandlung nicht wirklich. Dr. Jurati war vor kurzem noch bereit, ihren Liebhaber Maddox zu ermorden, nur um Picards Mission zu sabotieren. Nun soll der Anblick einer synthetischen Lebensform ihre Einstellung gänzlich ändern? Oder liegt es daran, dass Picard sie darauf hinweist, dass Visionen nicht zwingend Realität werden müssen? All dies bleibt unklar, der Handlungsbogen hätte mehr Platz benötigt. Den bekommt Captain Rios. Er erkennt in Soshi eine Hälfte einer zweiköpfigen diplomatischen Mission auf einem seiner früheren Einsätze in der Sternenflotte. Sein damaliger Captain, den er sehr verehrte, schoß die Delegation nieder und brachte sich anschließend um. Raffi muss in einer amüsanten Nebenhandlung all ihr zwischenmenschliches Geschick anwenden, um Rios Hologramme an Bord der La Sirena über die Hintergründe dieses Vorgangs auszuhorchen. Die Handlung ist bewusst absurd inszeniert. Andererseits zeigt sie sehr gut Raffis Stärken, Puzzleteile zusammenzusetzen und dabei durch geschickte Gesprächsführung Informationen zu erhalten. Auf diese Weise erfährt man, dass Oh seit Jahren in den Sternenflottenprotokollen Befehle versteckt hat, synthetisches Leben umgehend zu eleminieren – mit der Drohung, dass bei Nichtbefolgung die gesamte Crew eines unwilligen Captains eliminiert wird. Das ist harter Tobak und verrückt, dass sich Rios Captain eher selbst umgebracht hat, anstatt diese Befehle im Anschluss anzuprangern. Dennoch ist Rios Erzählung deutlich überzeugender als die romulanischen Enthüllungen.
Alle Protagonisten sorgen dafür, dass man über die inhaltlichen Unstimmigkeiten leicht hinweg blicken kann. Picard verlässt langsam seine bittere Rolle und wächst wieder in die Funktion des redenschwingenden Captains hinein. Auf dem Borg Kubus erlebt man Seven in verzweifelter (und letztlich erfolgreicher) Mission, so viele Borgdrohnen wie möglich zu retten. Und ganz besonders überzeugend ist Soji, die Captain Picards Plan, sich zunächst mit der Föderationsflotte zu vereinigen, durchkreuzt, indem sie kurzerhand die Sirena kapert und in ein Borg-Transwarpnetz steuert. Ihre Ungeduld angesichts der drohenden Vernichtung ihrer (ihr unbekannten) Familie ist verständlich, die Umsetzung der Kaperung und Rückeroberung der Sirena spannend und unterhaltsam. „Bruchstücke“ bereitet so alles für das Staffelfinale in den folgenden beiden Episoden vor. Dabei machen die Charaktere und ihre Interaktion die Episode zu einem spannenden und kurzweiligen Vergnügen, während die vielen Puzzleteile (noch) nicht ganz überzeugen können.