Light and Shadows (Star Trek: Discovery, Episode 2×07)
|Die Discovery untersucht im Orbit von Kaminar eine Zeitanomalie. Um Daten zu gewinnen, wird eine Probe in die Anomalie geschossen. Doch um die Probe wieder zurückzuholen, braucht es ein Shuttle in der Anomalie. Pike übernimmt diese gefährliche Mission selbst. Begleitet wird er dabei von Tyler, dem Pike wegen dessen Beziehung zu Sektion 31 skeptisch gegenüber steht. Derweil macht sich Burnham auf den Weg nach Vulkan in der Hoffnung, dort ihren wegen Mordes gesuchten Adoptivbruder Spock zu finden.
„Light und Shadow“ ist eine weitere Episode mit einem spannenden Erzählflow. Die Ereignisse überschlagen sich auf den zwei Erzählebenen. Beide Handlungsstränge werden hier zu Ende erzählt und die Folge endet mit einem einschlägigen Cliffhanger. Das sorgt für viel Spannung und dank der spitzen Dialoge für genau so viel Unterhaltung.
Die Zeitanomalie ist keine besonders innovative Idee. Auch dass die beiden Insassen des Shuttles die meiste Zeit über in Lebensgefahr schweben hat man bei „Star Trek“ bereits mehrfach erlebt. Gelungen ist jedoch wie die Spannungen zwischen Tyler und Pike thematisiert werden. Pike traut Tyler nicht. Das liegt nicht nur an seiner Arbeit für die Sektion 31, sondern auch daran, dass er als Voq Doktor Culber ermordet hat. In der Notsituation, die die beiden gemeinsam durchleben, ändert sich dies. Denn in der Anomalie wird das Shuttle von der Probe der Discovery, die sich jedoch innerhalb von 500 Jahren in eine Mordwaffe verwandelt hat, angegriffen. Tyler rettet Pike in einer Kampfsituation das Leben. Hier zeigt sich Pike als ausgesprochen offen, seine Überzeugungen regelmäßig zu hinterfragen. Am Ende sieht auch er eine potentielle Bedrohung in dem aus der Zukunft stammenden Roten Engel. Dieser Verarbeitungsprozess ist sehr gelungen. Weniger überzeugend ist es, dass von allen Besatzungsmitgliedern ausgerechnet Pike ein Problem mit Tyler hat. Immerhin ist er der einzige, der Doktor Culber nicht persönlich kannte. Außerdem erscheint es angesichts der Ausmaße der Anomalie ausgesprochen merkwürdig, dass sich niemand um Sarus Heimatwelt Kaminar sorgt. Auch die Ba’ul, die in der vorherigen Folge zumindest noch mit einer kleinen Armada im System präsent waren, scheinen sich darum nicht zu sorgen. Und zuletzt ist auch unklar, warum die Tatsache, dass die Enterprise den Krieg mit den Klingonen „ausgesessen“ hat, Pike dazu bringen sollte, sich selbst in Lebensgefahr zu bringen. Diese kleineren Punkte versperren jedoch nicht die Freude an dem spannenden und charakterlich starken Eindruck, den dieser Handlungsstrang hinterlässt.
Die Handlung um Burnham und Spock ist deutlich ruhiger. Zunächst erlebt der Zuschauer hier einen Familienkonflikt. Amanda versteckt ihren Sohn Spock, sie fürchtet, Sarek würde ihn der Sektion 31 ausliefern. Burnham plädiert emotional dafür, dass Spock medizinische Hilfe benötigt. Das überraschende Auftauchen von Sarek bestätigt Amandas Befürchtungen: Sarek lässt es nicht zu, dass seine Frau und seine Adoptivtochter sich strafbar machen. Dieser Handlungsstrang ist gut inszeniert, wirkt aber vor allem in Amandas Redebeiträgen etwas aufgesetzt. Denn auch Amanda hat keine Ansätze, um Spock zu helfen. Sareks Position wiederum erscheint ausgesprochen harsch. Auf der einen Seite ist diese Prinzipientreue authentisch, auf der anderen Seite erscheint es ausgesprochen naiv, der Sektion 31 so stark zu vertrauen. Hier ist es schade, dass man nicht mehr über die offizielle Position der Sektion in der Sternenflotte weiß. Scheinbar ist der Ruf der Sektion zwiespältig, aber man glaubt, sie halte sich an bestimmte Gesetze und Moralvorstellungen. Auch scheint es eine Reihe von Admirälen zu geben, die offen für die Sektion arbeiten. Auf dieser Basis würde es Sinn machen, dass Sarek ihnen Spock anvertraut. Da dies aber nicht bekannt ist, bleibt die Entscheidung Sareks für die Zuschauer zwiespältig. Amandas Befürchtungen bestätigen sich: Auf dem Schiff der Sektion 31 erfährt Burnham von der Agentin Georgiou, dass Spock ernsthafte gesundheitliche Gefahr droht. In der Folge entführt Burnham Spock und flieht. Dies ist temporeich und spannend inszeniert. Allerdings erscheint es sowohl unwahrscheinlich, dass die Sektion Spock einfach so verschwinden lassen könnte. Genau so unwahrscheinlich erscheint es jedoch, dass Burnham tatsächlich die Flucht gelingt. In Verbindung mit dem sehr gelungenen Cliffhanger – Spock weist in seinem Wahn Burnham den Weg zu dem aus der ursprünglichen Pilotfolge der Originalserie bekannten Talos IV – ist dieser Handlungsstrang ebenfalls sehr überzeugend.
„Lights and Shadows“ ist eine temporeiche, spannende und dicht erzählte Episode. Sie führt Spock, über den in dieser Staffel viel geredet wurde, endlich als Protagonisten in die Handlung ein und konzentriert sich trotz viel Action auf überzeugende Charakterentwicklungen. Das hinterlässt einen sehr guten Eindruck und viel Freude auf den Besuch Talos IVs in der folgenden Episode.