Getrieben in der Milchstraße (Perry Rhodan 3001-04)
|Was ist bisher passiert? Perry Rhodan und seine Begleiter haben sehr erfolgreich die Milchstraße gerettet. Dabei wurden sie jedoch 500 Jahre in die Zukunft versetzt. Sie finden eine gänzlich andere Galaxie wieder. Terra ist hier nur ein Mythos, niemand glaubt mehr daran. Stattdessen ist die Cairanische Epoche angebrochen: Die Cairaner sorgen brutal für Frieden, die Liga Freier Terraner gibt es nicht mehr, nur Reginald Bull und einige Mitstreiter harren noch im Zentrum der Galaxis aus. Rhodan wiederum wird gleich nach seinem Auftauchen gejagt, die Cairaner suchen scheinbar aktiv nach ihm. Rhodan und seine Mitstreiter müssen daher gleichzeitig fliehen und die neue politische Lage in der Milchstraße auskundschaften. Dabei steht auch die Frage im Raum, ob man Bull nach 500 Jahren noch trauen kann.
Band 3001: Von Göttern und Gönnern (von Oliver Fröhlich) Rhodan und seine Begleiter besuchen die Olubfaner. Dieses Volk hat erst innerhalb der vergangenen 500 Jahre den Sprung in den Weltraum geschafft und ist für Rhodan daher Neuland. Mittlerweile veranstaltet dieses Volk jedoch einen großen Jahrmarkt, auf dem sich Rhodan neue Informationen erhofft. Dazu kommt es jedoch nicht: Just als Rhodan ankommt, werden die Olubfaner von den Ladhonen, die sich als gemeingefährliche Weltraumpiraten herausstellen, angegriffen. Kurz darauf tauchen die Cairaner auf und Rhodan muss ohne neue Informationen fliehen. Der Großteil des Romans dreht sich um den Olubfaner Ologbon, dessen Raumschiff von den Ladhonen angegriffen wird, und dessen Sohn, der am Ende des Romans von den Ladhonen getötet wird. Das frisst enorm viel Platz und gibt dem ersten regulären Roman des neuen Zyklus den Charakters eines langatmigen und streckenweise langweiligen Füllromans. Denn bereits nach einem Drittel ist klar, dass die Erzählung über die komplizierten Teenagerrituale der Olubfaner keine interessanten Facetten aufweist und der Roman die Haupthandlung in keinerlei Form vorantreiben wird.
Band 3002: Die Kriegsschule (von Michael Marcus Thurner) Rhodan und seine Begleiter verfolgen die Ladhonen, um einige Geiseln zu befreien. Der Siganese Tenga schleicht sich an Bord des Schiffes, das sich als Kriegsschule für Kadetten herausstellt. Die Ladhonen sind nicht nur ausgesprochen brutal, sie trainieren ihre Jugend ebenfalls brutal. Tenga kann die Geiseln befreien. Das ist relativ unspektakulär. Dennoch ist die Folge etwas besser als die vorherige. Das liegt in erster Linie daran, dass Tenga nur Erfolg hat, weil ein malträtierter Kadett still hält. Außerdem setzen sich Rhodan und seine Begleiter dafür ein, die Ladhonen, die sie aus Versehen in Gefahr bringen zu retten. Das ist Charakterstärke. Abgesehen davon bleibt Tenga und sein Dauersarkasmus irritierend blutleer und die Ladhonen erscheinen mit Ausnahme des erwähnten Kadetts ausnahmslos stereotyp und starsinnig. Eine durchschnittliche Folge, in der es immer unverständlicher wird, warum Rhodan nicht wenigstens versucht, seinen einzigen Bezugspunkt Bull zu kontaktieren.
Band 3003: Das Triumvirat (von Michael Marcus Thurner) Rhodan entdeckt aufgrund einer Entführung, dass drei Zellaktivatorträger, die ein ungewöhnlich langes Leben genossen haben, nun aber vor ihrem Tod stehen, auf einem abgelegenen und unwirtlichen Planeten ein Terrorregime aufgebaut haben. Er hilft, dort eine Revolution anzuzetteln. Die Handlung ist für sich gesehen relativ interessant: Wie gehen relativ unsterbliche Menschen damit um, wenn sie sich nach Jahrzehnten doch mit dem Tod konfrontiert sehen? Leider wird dieser Aspekt nur am Rande behandelt. Immerhin hat diese Folge das Potential für eine interessante, in sich abgeschlossene Erzählung: das liegt aber vor allem an der Beschreibung des Terrorregimes und den Auswirkungen auf die darunter leidenden Menschen. Wirklich spannend ist auch dieses Heft jedoch nicht.
Band 3004: Der Vital-Suppressor (von Christian Montillon) Im vierten regulären Band des neuen Zyklus wird die Haupthandlung endlich aktiv aufgegriffen: Die aus dem Auftakt bekannte Ausweglose Straße, in der die Cairaner ihre Gefangenen quälen wird wieder Handlungsschwerpunkt. Rhodan interessiert sich für die Vital-Suppressoren, mit denen die Cairaner ihren Gefangenen den Lebenswillen entziehen. In Verbindung mit dem Geheimdienst der übrig gebliebenen Terraner führt dies zu einem engagierten und actiongeladenen Abenteuer, das richtig gut unterhält. Am Ende wird es leider etwas gigantisch: Rhodans kleines Beiboot hat natürlich ausreichend Roboter zur Hand, um nicht nur eine Revolution in der Ausweglosen Straße anzuzetteln, sondern diese auch geradezu erfolgreich zu Ende zu bringen. Das ist schon fast zu viel des Guten. Abgesehen davon ist dies das erste tatsächlich spannende Heft, in dem sich zudem andeutet, dass die Cairaner mit der Vital-Energie irgendetwas (unangenehmes) anstellen.
Alles in allem ist der Start des „Mythos“-Zyklus durchwachsen. Einer richtig guten Folge stehen zwei durchschnittliche und langatmige Einzelabenteuer und eine ausgesprochen schwache Episode gegenüber. Der Handlungsfortschritt ist enorm niedrig. Und selbst wenn man pro Roman nicht wenigstens kleine Fortschritte (wie z.B. das Zurücklegen einer gewissen Distanz zu Bulls kleinem Reich) erwartet, bieten die Erzählungen allenfalls durchschnittliche Handlungsideen. Das liegt in erster Linie daran, dass Rhodan meist nur eine Nebenrolle spielt und die Handlungsträger viel zu wenig Hintergrund haben, um wirklich Sympathien zu erwecken. Im schlimmsten Fall nehmen die Figuren viel Platz ein, nur um in dem Moment, in dem sie interessant werden, ermordet zu werden. Es wäre hier besser, sich verstärkt auf die Besatzung von Rhodans Schiff zu konzentrieren und so mit einem konzentrierteren Ensemble das Interesse der Leser an den Figuren zu wecken als in jedem Roman eine neue (und vermutlich nie wieder auftauchende) Sau durchs Dorf zu jagen. Immerhin: Der Vital-Suppressor beendet den ersten Monat des Zyklus mit einer spannenden, in sich abgeschlossenen und dennoch die Haupthandlung vorantreibenden Erzählung. Das hält die leise Hoffnung am Köcheln, dass die Cairanische Epoche vielleicht doch das Potential für interessante Geschichten besitzt.