Ein Gefühl von Sicherheit (ARD Radiotatort)
|Claudia Evernich, die Bremer Kommissarin ist in den Ruhestand gegangen. Staatsanwalt Gröninger kann sich schwer vorstellen, wie er in Zukunft mit der Mordkommission zusammenarbeiten soll. Daher schaut er sich die Kandidaten für Evernichs Nachfolge persönlich an. Sein Urteil ist verzweifelnd. Samira Afzizi ist Gröninger zu jung, zu zielstrebig und selbstbewusst. Er zweifelt, dass sie mit Niederlagen umgehen kann. Pascal Decker wiederum erscheint merkwürdig reserviert, wenn es um Mitbürger mit Migrationshintergrund geht. In Ermangelung anderer Kandidaten schickt Gröninger die beiden Polizisten auf eine Routinemission: Sie sollen eine Brandstiftungsserie aufklären. Doch als sie bei ihren Ermittlungen auf ein Verbrennungsopfer stoßen, wird die Bewährungsprobe zur Belastungsprobe.
Der Auftakt der Folge erscheint unglaubwürdig. Es ist merkwürdig, dass sich ein Staatsanwalt die Polizisten, mit denen er zusammenarbeiten soll, selbst aussucht. Es ist genau so merkwürdig, dass von der Polizeiseite ausschließlich Evernichs Kollege Claas an den Bewerbungsgesprächen teilnimmt. Auch eine kleine Behörde wie Bremen sollte für so etwas ein paar Beamte aus der Personalabteilung dabei haben. Die würden die vielen Fettnäpfchen, in die Gröninger tritt, effizient verhindern. So werden zwar ein paar amüsante Situationen entwickelt und der Hintergrund der neuen Polizisten herausgearbeitet. Doch alles wirkt arg konstruiert.
Glücklicherweise ist der Rest des Krimis deutlich besser. Der Fall selbst tritt schnell in den Hintergrund. In dieser Folge geht es vor allem darum, wie die unterschiedlichen Charaktere Afzizi und Decker zusammenarbeiten. Die Dynamik im neuen Duo ist sehr gelungen, die beiden Polizisten ergänzen sich gut. Decker nimmt Afzizi übel, dass sie ihn als Schülerin einst wegen Polizeigewalt angezeigt hat und hält ihre Herkunft aus dem Milieu libanesischer Clans für verdächtigt. Afzizi wiederum vermutet in Decker einen verkappten Rechtsradikalen und Stahlhelmpolizisten. Diese Kombinatino läuft Gefahr, sich in Klischees zu verlieren. Wie die beiden ihre gegenseitigen Vorurteile überwinden und beginnen, einander zu vertrauen, ist jedoch sehr überzeugend, unterhaltsam und streckenweise sogar spannend inszeniert.
Alles in allem ist es schade, dass die überzeugende Evernich nicht mehr Teil der Serie ist. Glücklicherweise ist damit aber auch die Rolle ihrer etwas nervigen Mutter aus der Serie geschrieben worden. Das neue, hier präsentierte Team entwickelt in diesem ersten Höhrspiel viel Potenzial und weckt Vorfreude auf die ersten richtigen Episoden mit Afzizi und Decker als neue Bremer Kommissare.