Will You Take My Hand? (Star Trek: Discovery)

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Die Klingonen bereiten einen Großangriff auf die Erde vor. Um dies zu verhindern springt die Discovery nach Qo’nos, der Heimat der Klingonen. Unter der Führung der aus dem Spiegeluniversum ‚geretteten‘ Georgiou soll die Discovery mögliche Ziele für einen Angriff der Sternenflotte identifizieren. Doch Michael Burnham ahnt, dass Georgiou das Kommando über die Discovery erhalten hat, weil die Admiralität den Plan verändert hat. Tatsächlich möchte Georgiou Qo’nos mit einer Bombe im Kern des Planeten komplett vernichten. Burnham steht wieder einmal zwischen der Entscheidung, das ‚Notwendige‘ oder das ‚moralisch richtige‘ zu tun.

Das Finale der ersten „Discovery“-Staffel entsetzt mit einem stümperischen und amoralischen Plan der Sternenflotte. Die Erde ist in Gefahr und deswegen jagen wir Qo’nos in die Luft. Es würde Sinn machen, wenn die Aktion die klingonische Flotte zum Rückzug bewegen würde. Aber wenn man Qo’nos bereits komplett vernichtet, warum sollte die Flotte im Anschluss stoppen? Es gäbe schließlich durchaus Anreize, die Erde so lange aus dem All zu bombardieren, bis dort auf lange Zeit kein Leben mehr existieren kann. Diese Sinnfrage stellt in der Admiralität scheinbar niemand. Andererseits scheinen alle die moralischen Auswirkungen des Angriffes tragen zu können. Das erscheint angesichts der Standards der Sternenflotte völlig absurd.

Dennoch ist der Handlungsstrang keine Überraschung. Wie so vieles in „Discovery“ ist er schlicht überkonstruiert. Michael Burnham hat zu Beginn der Serie ihren Rang verloren, weil sie sich für das ‚Notwendige‘ anstatt das ‚moralisch Richtige‘ entscheiden hat. Das mag damals richtig gewesen sein, unter den Folgen wird sie aber wohl immer leiden. Daher stellt sie sich in dieser Episode auf die Seite des „moralisch Richtigen“. Dies endet in der stärksten Szene der Episode, in der sich die „Discovery“-Crew gegen die Befehle Admiral Cornwells stellt. (Es führt leider auch zu einer unglaublich pathetischen und angesichts des Publikums enorm peinlichen Rede Burnhams am Ende der Episode.) Dieser Moment ist jedoch so erzwungen, so überzeichnet, dass man ihn nicht wirklich genießen kann.

Denn auch die Lösung hinter dem am Ende erreichten Frieden ist mehr als peinlich. Georgiou gelingt es, die Bombe an die richtige Stelle zu platzieren. In letzter Sekunde kann sie aufgehalten werden, sie zu zünden. Stattdessen übergibt Michael den Zünder an die Klingonin L’Rell. Diese unterstützte den Krieg, da sie hoffte, die verschiedenen klingonischen Häuser würden dadurch wieder zu einem Imperium vereint. Das Gegenteil ist der Fall. Mit dem Zünder und der Drohung, Qo’nos zu vernichten, soll es ihr nun gelingen, das Imperium zu einen. Dies erscheint unglaublich an den Haaren herbeigezogen. Warum sollten die Klingonen eine Marionette der Föderation akzeptieren? Der Zünder ist schließlich eindeutig als Sternenflottendesign erkennbar. Die Häuser dürften also allenfalls ein einigendes Motiv haben: L’Rell möglich schmerzhaft ins Jenseits zu befördern. Sie kann sich vielleicht noch mit ihrer Verbindung zum Zünder retten, wirkliche Stabilität dürfte sie aber nicht erreichen. Stattdessen ist es überraschend, dass es ihr überhaupt gelungen ist, den Angriff auf die Erde zu verhindern. Alles in allem ist es unverständlich, wie das Klingonische Imperium in gerade einmal zehn Jahren die Statur erreichen wird, die es zu Zeiten von Kirks Enterprise hat.

Ähnlich absurd sind die Abgänge zweier Charaktere. Die skrupellose und brutale ehemalige Imperatorin Georgiou aus dem Spiegeluniversum lässt Michael mal eben laufen. In kürzester Zeit dürfte die Gute sich eine ordentliche Piratenbande zusammengesammelt haben und ein par obskure Interessen verfolgen. Georgiou bleibt auch in der dritten Episode, in der sie auftritt stereotyp. Sie ist grausam und böse. Punkt. Und dennoch schenkt Michael ihr die Freiheit. Ash Tyler wiederum hat in der Episode zwar eine überzeugende Rolle, sorgt aber ebenfalls für einen merkwürdigen Abgang. Er entscheidet sich, an L’Rells Seite zu bleiben und für Verständnis zwischen Föderation und Klingonen zu arbeiten. Das wird L’Rells Glaubwürdigkeit natürlich enorm steigern. Eine Klingonin mit einem menschlichen Berater wird das klingonische Öffentlichkeit sicherlich feiern. Glücklicherweise wird auf diese Schnappsidee nicht noch einmal eingegangen, sie bleibt schlicht Teil eines sehr unbefriedigenden Endes.

Gelungen ist in dieser Folge eigentlich nur Tillys Rolle: Sie entlockt dem Zuschauer wenigstens ein Schmunzeln. Am Ende fragt man sich hingegen nur, wie man so ein unbefriedigendes Finale planen kann und warum die Admiralität der Sternenflotte nicht komplett ihres Rangs enthoben wurde. Der Krieg scheint letztlich gar nicht mehr so schlimm gewesen zu sein, denn über mögliche Aufräumschwierigkeiten erfährt man nichts (und kurz darauf entsendet man ja bereits wieder Raumschiffe auf 5-Jahres Missionen an die Grenze des Föderationsterritoriums). Der Zuschauer erfährt – wie zuvor – kaum Hintergründe und weiß nicht so richtig, was in diesem Krieg eigentlich vorgefallen ist. Dafür wird man mit der Enterprise in einem nichtssagenden Cliffhanger ‚belohnt‘. So schön es ist, wieder „Star Trek“ im Serienformat erleben zu dürfen, für die nächste Staffel braucht es dringend überzeugendere Erzählungen als in diesem Finale geboten wurden.

 

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