Things You Can Buy For A Penny (von Will Kaufman)
|In einem Brunnen im Wald lebt der nasse Gentleman. Wirft man ihm einen Penny auf den Kopf erscheint er und erfüllt einen Wunsch. Doch alle Wünschenden müssen erfahren, dass der Gentleman es ganz genau nimmt. So kann der Wunsch, dass die Eltern bitte nicht mehr streiten mögen durchaus zum Tod der Eltern führen. Tote können schließlich nicht mehr streiten. Dennoch zieht der Brunnen immer wieder Verzweifelte an. Und während die Generationen lernen „sicherere“ Wünsche zu stellen, verfolgt der Gentleman einen ungeahnten Plan: Im Körper eines Jungen dem Brunnen zu entfliehen.
Die Kurzgeschichte beginnt mit einer alten Frau, die sich an den Gentleman wendet, um ihre Enkel ernähren zu können. Sie scheint den Geist erfolgreich auszutricksen, indem sie selbstlos allen Schaden auf sich selbst zieht. Die Geschichte setzt sich fort mit einer ironischen Schilderung eines gehörnten Ehemanns, der den Grund für die Untreue seiner Frau bestrafen möchte und unglücklicherweise herausfinden muss, dass er selbst die Ursache ist. Von dieser augenzwinkernden Episode geht die Handlung zurück zur ersten Nutzerin des Brunnens, die ihre Eltern durch einen Wunsch verliert. Am Ende glaubt ein Junge das Geheimnis gelöst zu haben, dem Gentleman seine Macht abzuringen – ohne zu ahnen, dass er dabei sein Leben gegen das permanent nasse und dunkle Verharren im Brunnen eintauschen wird. Diese in sich verzahnte Erzählweise, in der eine Episode nahtlos in die andere übergeht, ist sehr interessant. Es gelingt Kaufman damit eine märchenhafte Stimmung zu erzeugen und gleichzeitig die Zeitdimension für den Leser interessant zu gestalten.
Letztlich stellt die Kurzgeschichte die Frage, was man für einen Penny ode jede andere „faire“ Bezahlung erwarten kann. In einer Zeit, in der wir auf der einen Seite den maximalen Nutzen aus unseren Investitionen anstreben, auf der anderen Seiten herzlichen Angeboten gerne erst einmal mit Misstrauen begegnen, ist dies ein sehr relevanter Handlungskern. Die Versuchung sieht hier zunächst harmlos aus, verspricht jedoch unangemessen viel. Dann sieht sie durch und durch böse aus und will besiegt werden. Am Ende stellt sich heraus, dass der Gentleman mit seinen „Dienstleistungen“ lediglich einen langen Plan verfolgt, seine eigene Position zu verbessern. Dieses profane, weit verbreitete Vertreten des Eigeninteresses, dass weder dem Guten noch dem Bösen verhaftet ist, müsste in den derzeitigen, aufgeladenen öffentlichen Debatten genau so stark beschrieben werden wie in dieser Erzählung. Dann würden vielleicht weniger Menschen, auf die vielen herumziehenden Wunschbrunnen hereinfallen.
Die Kurzgeschichte „Things You Can Buy for a Penny“ ist 2015 im „Lightspeed Magazine“ erschienen. Sie ist außerdem ein Beitrag in der Anthologie „The Best American Science Fiction and Fantasy 2016“, herausgegeben von Karen Joy Fowler und John Joseph Adam.