The Thirteen Mercies (von Maria Dahvana Headley)
|Ein Bataillon wurde auf eine Insel in einem globalen Krieg strafversetzt. Doch die Soldaten leiden unter zwei Problemen. Erstens sehen sie ihre Verurteilung nicht ein, in ihren Augen haben sie im Interesse ihrer Bevölkerung gehandelt. Sie wurden für einen globalen Folterskandal versetzt, obwohl andere Bataillone dieselben Praktiken ohne Bestrafung anwendeten. Zweitens gelingt es ihnen nicht, die gewollten Vergebungsschritte komplett zu praktizieren.
„The Thirteen Mercies“ ist eine Phantasygeschichte, in der Magie eine große Rolle spielt. Die Soldaten sind eindeutig auf eine Waldinsel geschickt worden, um dort zu verrotten. Das wird den Soldaten mit jedem verstrichenen Tag deutlicher. Die Soldaten beschäftigen sich damit, die „Reversed Mercies“ zu praktizieren. Hierbei handelt es sich um das genaue Gegenteil von Vergebungsbitten (z.B. anstatt Mercy after Repentance, Rage after Confession). Mit jedem dieser Schritte bestätigen sich die Soldaten selbst darin, dass ihre Taten angemessen waren.
Während die Anti-Vergebungsbitten den Charakter von Zaubersprüchen haben, ist das fantastische Element auf der Insel ein Krokodil, das die Soldaten tötet. Das sind auf der einen Seite diejenigen, die sich ihrer Hoffnungslosigkeit ergeben. Auf der anderen Seite wird es über die Zeit stärker und unternimmt auch Angriffe auf das Camp. Gleichzeitig vermuten die Soldaten unter sich einen Verräter, der einst die Folterfotos, die zu ihrer Verurteilung führten, geschossen hat. All dies ist eine explosive Mischung, die zum Ende der Soldatengruppe führt.
Leider sind all diese Ereignisse in solch einer phantastischen Beschreibung gehalten, dass nie ganz klar wird, was eigentlich vor sich geht. Die verwendete Magie bleibt wie der Krieg und das Krokodil allenfalls Andeutungen. Auch der Erzähler der in viele knappe Absätze unterteilten Kurzgeschichte wird nie vorgestellt. Dadurch bleibt die Intention der Kurzgeschichte hinter der verwirrenden Handlung versteckt. Durch ein Interview der Autorin wird deutlich, dass die Geschichte aus Verzweiflung über Militärpraktiken entstanden ist. Doch für eine Kritik an selbstgerechter, übergreifender militärischer Einstellung ist die Kurzgeschichte misslungen: Die Reversed Mercies deuten zwar an, dass Militärs in Headleys Augen lieber weitere Untaten verüben als vorherige Zuzugeben. Doch im anschließenden, merkwürdigen Überlebenskampf und angesichts ungeklärter Machtverhältnisse in dem angeblich globalen Krieg fehlt der Kurzgeschichte der Handlungskern, der wirklich Emotionen des Lesers wecken kann – sei es gegenüber militärischer Folter oder gegenüber dem merkwürdigen Krokodil auf der Insel.
Die Kurzgeschichte „The Thirteen Mercies“ ist 2015 in „The Magazine of Fantasy & Science Fiction“ erschienen. Sie ist außerdem ein Beitrag in der Anthologie „The Best American Science Fiction and Fantasy 2016“, herausgegeben von Karen Joy Fowler und John Joseph Adam.