Captain America: Civil War

Auf einem Einsatz in Lagos gelingt es einem Avenger-Team, Terroristen davon abzuhalten, einen biologischen Kampfstoff zu erobern. Bei der Aktion kommt es jedoch zu einem folgenschweren Unfall, in dessen Folge unbeteiligte Entwicklungshelfer ums Leben kommen. In der Folge fordert die internationale Gemeinschaft in Form der UN, dass sich Superhelden registrieren und der Kontrolle eines UN-Kommittees unterstellen. Der Vorschlag sorgt für heftige Kontroversen innerhalb der Superheldencommunity. Diese werden noch verstärkt als die Unterzeichnung des UN-Abkommens durch ein Bombenattentat sabotiert wird. Der vermeintliche Täter soll Captain Americas Freund, Bucky Banes sein, auch der „Winter Soldier“ genannt. Captain America, sowieso ein Skeptiker des Abkommens, glaubt nicht an die Schuld seines Freundes und ermittelt selbst – ohne Auftrag durch die UN. Das können die Superhelden, die das Abkommen unterstützen, allen voran Iron Man, nicht zulassen. Auf diese Weise kommt es zu dem titelgebenden Bürgerkrieg unter den Superhelden.

„Captain America: Civil War“ ist Teil des Marvel Cinematic Universe, das in den letzten Jahren eine beeindruckende Reihe äußerst erfolgreicher Superheldenverfilmungen produziert hat. In Unkenntnis der vorherigen Filme, allerdings mit Kenntnis der Comic-Vorlage, wird der Film an dieser Stelle bewertet. Spannend wird die Handlung in erster Linie durch den interessanten Grundkonflikt. Superhelden haben übermenschliche Fähigkeiten und nutzen diese, um gewöhnliche Sterbliche zu beschützen. In ihren Konfrontationen mit Superschurken kommt es immer wieder zu Kollateralschäden. Das geht zulasten derjenigen, die Superhelden eigentlich beschützen möchten. Gleichzeitig schränkt eine politische Kontrolle die Nützlichkeit von Superhelden arg ein, immerhin entstehen die meisten Gefahren sehr spontan bzw. sind für die meisten Beobachter unmerklich. Ein Superheld kann also nicht warten, bis ein politisches Komitee ihm einen Auftrag erteilt. Dieses Verantwortungsmotiv ist das Leitthema des dritten „Captain America“-Films.

Dieses Hauptthema wird jedoch im Film mehr oder weniger ignoriert. Zunächst steht es mit der Auftaktkatastrophe und einer persönlichen Begegnung Iron Mans noch im Mittelpunkt. Doch zu schnell wird dem Zuschauer verdeutlicht, dass das Team Captain Americas inhaltlich Recht hat: Die US-Regierung ist auf einer falschen Fährte, die Bedrohung kann nur durch eigenmächtiges Handeln gelöst werden. Leider erscheinen dadurch die Motive des Teams Iron Man durchweg in einem schwächeren Licht. Da sie ihre inhaltlichen Argumente kaum anbringen dürfen, sondern vor allem Iron Mans Ego im Mittelpunkt steht, sind die Sympathien der Zuschauer klar verteilt. Da der Film sich zudem kaum mit den Motivationen der einzelnen Charaktere aufhält, wirken viele Aktionen inhaltlich nur wenig überzeugend.

 

Inhaltlich führt die Absurdität der deutschen Filmförderung zudem zu einigen Sonderlichkeiten. Deutsche Polizeibeamte sind dabei z.B. in Osteuropa aktiv, während der Film den Eindruck erweckt, dass der angebliche Superschurke Bucky ausgerechnet in den Anschlussgebäuden des Bundestages festgehalten wird. Dabei hätte man Deutschland viel besser nutzen können, z.B. als Quelle tatsächlichen Übels. Viele Marvel-Bösewichte haben schließlich eine Nazi-Vergangenheit. Heutzutage erscheinen Nazi-Netzwerke freilich altbacken. Wenn man aber schon vor Ort ist, hätte man dieses Potential nutzen können.

Über diese inhaltlichen Kleinigkeiten schaut der Film rasch hinweg. Schwerwiegender sind die bereits angesprochenen fehlenden Charakterisierungen. Ein Beispiel: Black Widow entscheidet sich für das Abkommen, da es der Weg des geringsten Widerstands sei. Das ist selbst für einen Superhelden eine bemerkenswert simple Motivation. Am Ende wechselt sie in einer entscheidenden Stelle die Seite. Hieraus hätte man viel mehr machen können, wenn man ihre Motivation stärker in den Mittelpunkt gestellt hätte anstatt sie nur als ein Anhängsel des Egomanen Stark zu machen.

Interessanterweise funktioniert der Film dennoch an den meisten Stellen sehr gut. Er vermeidet die Schwere, die „Batman V Superman“ jüngst zeigte, und präsentiert stattdessen ein unterhaltsames aber vor allem stimmiges Abenteuer, indem Superhelden dazu angetrieben werden, sich gegeneinander zu stellen. Obwohl auch der Schluss noch einmal viele inhaltliche Probleme aufweist und sich Iron Man nach einem anfänglichen Sinneswandel doch wieder als Egomane entpuppt, verlässt man das Kino gut unterhalten.

„Captain America: Civil War“ ist bestes Popcorn-Kino. Aus einer interessanten Handlung wird absolut nichts gemacht, die Charaktere bleiben blass und anstatt zwei gleichwertige Gegner in einem „Civil War“ darzustellen, wird eine Seite konsequent negativ dargestellt. Außerdem bleibt der eigentliche Gegner der Helden sehr blass. Dank gelungenem Humor, flüssiger Action-Sequenzen und einem durchgehend hohen Tempo ist der Film überraschenderweise trotz all dieser inhaltlichen Schwächen unterhaltsam.

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