Er kam aus dem Nichts (von Michael H. Buchholz / Perry Rhodan Neo Band 101)
|Nach meinem kurzen Einstieg in die Perry Rhodan-Hauptserie bot sich mit dem Perry Rhodan Neo Band 101 auch die Möglichkeit, in einen neuen Zyklus des Ablegers „Neo“ zu schnuppern. Diese 2011 gestartete Serie hat es sich zum Ziel gemacht, die Perry Rhodan Sage neu zu erzählen. Begründet wird dieses Reboot damit, dass man nach nun mehr 50 Jahren die Handlung gut modernisieren kann. Ich habe bereits in die ersten zwanzig Bände dieser Serie gelesen und war damals nicht besonders begeistert. Nach einem guten Start machte sich „Neo“ rasch die unangenehmen Eigenheiten der Hauptserie zu eigen. Das bedeutet vor allem, dass das Handlungstempo der (mit ca. 150 Seiten durchaus umfangreichen) Romane gen Null strebt. Somit geschieht ständig etwas, aber die Handlung kommt nicht voran. Da sich Serien aber immer weiter entwickeln, macht es Sinn frühere Beobachtungen immer wieder mit neuen Zyklusstarts zu überprüfen – zumal gerade die Startbände in der Regel die Grundlage für die darauf aufbauenden acht bis zwölf Romane legen.
Der Roman beginnt mit den Erlebnissen des Studenten Jester Orpheus. Sein Praktikum auf einer geologischen Forschungsstation erweist sich als unglaublich langweilig. Während er darüber nachdenkt, dass ihm auf der Station wohl nichts Interessantes passieren wird, erlebt er auf einem Wartungseinsatz im Weltraum wie ein riesiges Raumschiff aus dem Jupiter aufsteigt und ins Sonnensystem einfährt. Es handelt sich um einen Raumer der Methans (wie die Arkoniden sie nennen, die korrektere Sprachweise sind die Mahk). In der Folge versucht Perry Rhodan als Systemadministrator die Gefahr, die von dem Raumschiff ausgeht zu beurteilen, indem er sich selbst an Bord begibt. Außerdem untersucht eine Gruppe Astronomen von einem Forschungsschiff aus den Ursprung des Raumschiffes im Jupiter.
„Er kam aus dem Nichts“ ist reich an Action. Bereits der Auftakt, bei dem Jester Orpheus beinahe sein Leben verliert, wird dramatisch geschildert. In der Folge geraten sowohl Perry Rhodan an Bord des Maahk-Raumers als auch die Astronomen im Jupiter in Lebensgefahr. Wohlgemerkt: In beiden Fällen sind die bedrohlichen Szenarien absolut selbst verschuldet und entspringen eher einem unüberlegten Draufgängertum als bedachten Handelns. Es ist daher kein Wunder, dass ein Großteil des Romans aus Vorgesetzten oder Freunden wie Bull besteht, die den Abenteurern vorhalten, wie riskant und unsinnig der Einsatz war. Immerhin, die Handlung lebt an den meisten Stellen allein von diesen Missionen.
Leider bringt keine dieser Aktionen einen wirklichen Informationsgewinn. Mit Mühe und Not gelingt es Perry Rhodan einen Überlebenden von Bord des Maahk-Schiffes zu retten. Er verrät, zumindest in diesem Teil, aber noch keine Informationen. Die Astronomen finden lediglich heraus, dass sich etwas im Jupiter befindet – darauf hätte man bereits kommen können als das Maahk-Schiff den Jupiter verließ. Für den Leser gestaltet sich der erste Band des Zyklus „Die Methans“ also reichlich ärgerlich. Er verfolgt zwei stupide Hau-Drauf-Missionen ohne dabei aber einen wirklichen Erkenntnisgewinn zu erhalten. Der umfangreiche Platz, den die Neo-Bände den Autoren bieten, hätte hier dafür genutzt werden können, deutlich mehr Hintergründe über die Maahk oder aber auch über die zentrale Konfrontation dieses Zyklus zu vermitteln. So etwas muss nicht in langweiligen Faktenaufzählungen gelöst werden, sondern hätte zum Beispiel bereits mit einer ersten richtigen, eventuell exotisch-faszinierenden Begegnung mit einem Maahk oder eben dem geretteten Fremden geschehen können.
So hinterlassen Autor und Exposé-Planer den Leser mit einem Roman, der in keiner Weise zum Weiterlesen anregt. Natürlich gibt es auf den letzten Seiten einen Angriff weiterer Maahk-Raumer und die Astronomen geraten in Lebensgefahr. Doch für den Leser, der sich durch 150 Seiten Gerenne durch Maahk-Korridore und Panik in der Jupiter-Atmosphäre gequält hat, ist dies kaum ein Anreiz zum Weiterlesen. Er hat schließlich in diesem ersten Roman nicht mehr erfahren als, dass das Sonnensystem zum x-ten Mal auf mysteriöse und unerklärliche Art bedroht wird. Um Leser zu fesseln, muss man ihnen mehr liefern.