Der Stolz der Flotte (von David Weber)
|Der achte Band aus David Webers „Honor Harrington“-Saga erzählt die Geschichte erstmals auf zwei gänzlich getrennten Handlungsebenen. Auf der einen Seite erlebt man Honors Flucht von dem Gefangenenplaneten Hell. Auf der anderen geht die Volksrepublik Haven im Krieg gegen das manticorianische Sternenreich nach acht Kriegsjahren in die Offensive und überrascht die bis dahin siegreichen Manticorianer.
Zunächst wirkt es sehr wunderlich, dass die titelgebende Heldin die ersten 170 Seiten lediglich als Tote vorkommt, obwohl der Leser weiß, dass Honors Hinrichtung von der Volksflotte lediglich inszeniert wurde. Rasch aber erweist sich die Trennung als angenehm. Anders als in den vorherigen Bänden, in denen viele Handlungsstränge ineinander erzählt wurden, sorgt die Trennung nun dafür, dass die einzelnen Abschnitte für jede Handlungsebene deutlich dichter wirken.
Wie immer sorgt David Webers Schreibstil dafür, dass dem Leser zu keinem Zeitpunkt langweilig wird, obwohl Weber bei allem, insbesondere bei den Crewbeschreibungen, unglaublich detailliert vorgeht. Spannung wird in diesem Roman vor allem dadurch erzeugt, dass die Volksrepublik endlich in der Offensive ist. Bisher war es für die Manticorianer fast ein wenig zu leicht, die Volksrepublik, die von inneren Schwierigkeiten geplagt ist, auf dem Schlachtfeld zu schlagen.
Webers Meisterleistung aber ist Honors Flucht. Obwohl sie theoretisch unmöglich sein sollte, gelingt es Weber Honor einen Plan entwickeln zu lassen, der glaubwürdig wirkt. Ihr Vorgehen auf der Gefängniswelt ist beeindruckend und fesselt den Leser bis zum Schluss.
Der einzige Makel an diesem auch sonst sehr gelungenen Space-Thriller ist die Verherrlichung des Militärs. Sicher, in der Reihe wurden Soldaten nie als etwas Schlechtes dargestellt und das kann man von Military-Science-Fiction sicherlich auch nicht erwarten. In „Der Stolz der Flotte“ gibt es jedoch eine Szene, in der auf der Gefängniswelt Hell ein Offizier der Manticorianer und eine Offizierin der Volksrepublik sich einig sind, dass der Krieg längst beigelegt wäre, wenn man die Politik mal beiseite schieben würde und die Militärs entscheiden könnten. Das ist eine völlig falsche Darstellung der Lage. Denn erstens ist der Imperialismus der vermeintlich sozialistischen Volksrepublik in deren Wirtschaftssystem angelegt, da dieses auf regelmäßige Eroberungen angewiesen ist. Und zweitens sind es ausgerechnet Angehörige des eigentlich so ehrenhaften manticorianischen Militärs, die es in diesem Roman bedauern, dass das Volk nicht davon überzeugt ist, dass in diesem Krieg eine Seite vernichtet werden muss. Es ist also keineswegs der Fall, dass die Militärs am Krieg unschuldig sind. Sowohl in diesem Roman als auch in der Realität sind Militärangehörige selten diejenigen, die kriegerische Auseinandersetzungen verhindern.
Ein zweites, deutlich kleineres Ärgernis betrifft die deutsche Ausgabe: Auf ihrem Cover prangt eine Karte der Erde. Die kommt in der Handlung jedoch nur am Rande, nie aber als Kriegsschauplatz vor. Da man das weiß, ist fast jeder Blick auf das Cover ärgerlich.
Abgesehen von diesem Punkt zeigt die Reihe auch nach acht umfangreichen Romanen keinerlei Abnutzungserscheinungen, sondern entführt den Leser die ganzen 1 000 Seiten in eine raue, realistische und spannende Welt.