Asterix bei den Pikten
|Albert Uderzo kann aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr Zeichnen und wollte die Asterix-Serie eigentlich beenden. Sein Verlag war jedoch dagegen, ist jeder neue Band doch eine Goldgrube. So wurden in einem aufwändigen Verfahren, mit einer Korrektur, ein neuer Zeichner und ein neuer Texter für die bekannte Comic-Serie ausgewählt. Sie präsentierten gestern ihren ersten, noch unter strenger Anleitung Uderzos entstandenen Wurf. Die Reaktionen unterscheiden sich deutlich von den letzten Bänden. Denn es fällt nicht nur das Wort „enttäuschend“. Stattdessen sehen einige Rezensenten einen vielversprechenden Anfang, einzelne sogar ein richtig gutes Album in „Asterix bei den Pikten“.
Die Schotten wurden von den Römern aufgrund ihrer Tätowierungen Pikten genannt. Hier stieß das römische Reich an seine erste Grenze: Statt die Schotten zu unterwerfen, bauten die Römer einen Wall. Wie es dazu kam, erzählt dieser Band.
Die Geschichte beginnt damit, dass der Pikte Mac Aphon an die bretonische Küste angespült wird. Es herrscht tiefster Winter, der PIkte ist eingefroren. Das erste Drittel des Buches erlebt der Leser die Reaktion der Dorfgemeinschaft auf den Fremden. Die Frauen des Dorfes sind entzückt, bringt der Fremde doch Aufregung in ihr sonst so gemächliches Leben. Majestix, der zunächst noch unter großem Pathos das generelle Asylrecht vertreten hat, wünscht sich zunehmend, den Pikten los zu werden. Es sind genau diese Anspielungen auf Sonntagsreden und realem Regierungshandeln, die Asterix-Bänden das gewisse Etwas geben.
Das sonst so fröhliche und lockere gallische Dorf wirkt in diesem Band allerdings in die Jahre gekommen. Die Reaktion der Frauen wird immer wieder mit Hinweisen auf eine vermeintlich bessere und glorreichere Jugend ergänzt. Zusammen mit der Winterlandschaft sorgt das für ein beinahe melancholischen Eindruck, der durch eher bemühte Witze wie einen römischen Volkszähler aufgelockert wird. Sehr gelungen ist daher der Beginn der Reise nach Schottland: Methusalix junge Frau betont, dass er in jedem Kostüm gut aussehe. Der zuvor noch verwirrt und verrückt wirkende Greis erscheint plötzlich als der Glücklichste des gallischen Herrenklubs.
Der sich anschließende schottische Teil ist solide aber wenig spektakulär. Es gibt einen bösen Pikten, der mit den Römern kollaboriert. Es gibt schottische Klischees wie das Baumstammwerfen aber auch das Monster von Loch Ness. Abgerundet wird die ganze Geschichte mit der Tatsache, dass Mac Aphon nicht nur um den schottischen Thron, sondern auch um seine Liebe kämpfen muss. Die Gags sind nicht schlecht, aber entweder bekannt (Obelix Drang, Barden zu verprügeln) oder aber auf Dauer etwas eintönig (Mac Aphon hat eine Art Popsong-Tourette).
Doch auch der Reiseteil ist weitaus überzeugender als „Asterix und Latraviata“ oder „Gallien in Gefahr“ es waren. „Asterix bei den Pikten“ erfindet das Rad nicht neu, das ist bei einer nunmehr 35-bändigen Serie aber wohl auch nicht möglich (zumal Uderzo den Entstehungsprozess noch kontrolliert hat). Zudem gewinnt der Band der gallischen Dorfgemeinschaft wie auch den Pikten einige witzige Situationen ab. Der Start einer neuen „Asterix“-Ära verläuft also ohne großen Umbruch, in bewährten Bahnen und setzt mit seiner Bodenständigkeit ein deutliches Zeichen gegen die „Aliens“ aus dem vorherigen Band und den gezwungenen Anspielungen auf „BSE“, „ICEs“ und ähnlichem aus „Latraviata“. Das sorgt für einen anständigen Start und positive Vorzeichen für die kommenden Bände.