Amen (The Newsroom Folge 5)
|http://www.youtube.com/watch?v=jImoFLm2H18
In Ägypten ist die Bevölkerung dabei, auf dem Tahir-Platz die Diktatur in die Knie zu zwingen. Der Reporter von NewsNight wird dabei zu wagemutig, begibt sich auf unsicheres Gelände und wird in der Nacht verprügelt. Neal Sampat kann in relativ kurzer Zeit einen jungen Ägypter als Reporter gewinnen. Mit dessen Hilfe gelingt dem Team eine äußerst gelungene Reportage, doch kurz darauf verschwindet der junge Ägypter.
Derweil muss die Produzentin der Sendung, MacKenzie McHale, feststellen, dass ihr Freund sie in erster Linie dazu benutzt hat, sich selbst bekannter zu machen, um bei seinen politischen Ambitionen mehr Chancen zu haben. Das hat im Krieg der Klatschpresse gegen News Night ernsthafte Konsequenzen. Denn nach dem Moderator, Will McAvoy, gerät nun auch Mac ins Visier der Boulevard-Reporter. Um die Mitarbeiter Jim, Maggie und Don gibt es einmal mehr eine etwas schräge Liebesgeschichte. Maggie möchte mit Don gerne einen ruhigen Valentinstag verbringen. Dafür muss Jim ihrer Mitbewohnerin, die bisher noch nie an ihrem Lieblingstag, Valentinstag, ein schönes Date hatte, ein schönes Date bescheren.
Die Episode greift ein interessantes Thema Ereignis des letzten Jahres auf und gewinnt ihm eine interessante Facette ab. Auf der einen Seite gibt es den Drang nach guten journalistischen Berichten. Die Weltöffentlichkeit soll erfahren, was in Ägypten geschieht, um auf diese Weise den Druck auf das Regime zu erhöhen. Gleichzeitig verhält sich das Redaktionsteam sehr unverantwortlich. Nachdem bereits ein eigener, gut ausgebildeter Reporter zusammengeschlagen wurde, wird ein junger Mann angeheuert. Er verfügt kaum über eine journalistische Ausbildung und ist zudem nicht darüber abgesichert, dass er ein amerikanischer Staatsbürger ist. Stattdessen ist er ganz der Willkür des Regimes ausgeliefert. Der Zuschauer ahnt daher sofort, dass das nicht gut gehen wird. Es ist schade, dass in der Redaktion niemand diese Befürchtung laut und deutlich ausspricht. So entsteht der Eindruck, dass die Führungsebene für einen guten Beitrag auch Menschenleben aufs Spiel setzt. Das ist interessant, zeigt es doch auch die unemotionale Seite des sonst so bemüht mitfühlenden Teams.
Der angeworbene Journalist, so stellt sich nachs einem Verschwinden heraus, wird festgehalten, um ein Lösegeld zu erpressen. Der Sender weigert sich, dies zu zahlen. Der Journalist sei schließlich „nur“ frei angestellt und hätte kein Arbeitsverhältnis. Dieser Zynismus ist nur schwer zu verkraften. Stattdessen erlebt man eine von zwei „Heldentaten“ des Moderators in dieser Folge. Denn er springt mit seinem eigenen Geld ein, um den Ägypter zu retten. Er erhält am Ende durch eine niedliche Geste der Redaktion einen kleinen Teil zurück. Denn jeder gibt einen kleinen Beitrag zu dem Lösgeld hinzu. Auf diese Art wird der zuvor gewonnene, kalte Eindruck wieder verwischt.
In einer Nebenhandlung muss mit Macs Freund umgegangen werden. Das Markenzeichen von News Night ist die Unabhängigkeit der Sendung. Da ist es äußerst gefährlich, wenn der Eindruck entsteht, die Produzentin protegiere einzelne Leute. Will versucht daher sogar, eine Boulevard-Journalistin zu bestechen. Das hat er nicht getan, als er selbst in der Schusslinie stand. Für sein Ex-Freundin und Produzentin MacKenzie tut er das aber. Das ist eine nette Geste. Es wirkt angesichts der bisherigen Handlung logisch, dass Will am Ende das Geld doch nicht zahlt. Die Boulevard-Journalistin stellt sich „als Journalistin“ verbal auf eine Stufe mit ihm, was ihm angesichts seiner Reporter, die ihr Leben für Reportagen in Ägypten riskiert haben, äußerst missfällt. Gleichzeitig ist Wills darauf folgender Monolog ein wenig zu pathetisch geraten. Mit dieser Handlung entsteht aber auch ein schöner und überzeugender Charaktermoment zwischen McKenzie und Will, die langsam wieder einander zu nähern scheinen.
Leider wird wieder einmal ein großer Teil der Handlung abseits der Nachrichten von Maggie, Jim und Don bestritten. Dabei reiht sich eine Peinlichkeit an die nächste. Das wirkt immer mehr bemüht und gestellt. Bisher weiß dieser Teil der Redaktion von der Darstellung noch nicht zu überzeugen. Das ist äußerst schade, denn der sehr gute Eindruck aller anderen Teile der Episode wird durch die alberne Valentinshandlung stark geschwächt. Dieser Abschnitt der Serie braucht dringend einen Kurswechsel, der Humor ohne derb peinliche Momente erzeugt. Denn durch die Peinlichkeiten wirken vor allem die Charaktere doof. Was nicht gut ist, wenn es sich angeblich um sehr kluge Menschen handelt.
„Amen“ ist von der Konzeption und der Handlung eine sehr gute Episode, die durchaus Spannung aufbaut. Zerstört werden die Momente zwischen MacKenzie und Will sowie die gelungene Handlung durch die etwas dämliche Valentinshandlung, die man einfach hätte weglassen können.