Ein schneller Sieg (von David Weber)
|Einige Jahre nach den Ereignissen aus „Die Ehre der Königin“ hat sich Honor Harrington von ihren Verletzungen erholt. Sie wird wieder in den aktiven Dienst zurückgeholt und erhält das Kommando über die HMS Nike. Die Nike ist eines der Flagschiffe der manitcorianischen Flotte, somit ist dieses Kommando eine große Auszeichnung für Honor. Doch die Freude hält nicht lange an. Denn die Republik Haven bereitet einen Krieg gegen Manticore vor. Mit deutlicher Übermacht möchte die große Republik das kleine aber reiche Manticore erobern und Honor ist an einem der Frontsysteme stationiert.
„Ein schneller Sieg“ klingt nach einem actiongeladenen Kriegsroman. Tatsächlich handelt der komplette Roman von dem Krieg zwischen Haven und Manticore, angenehmerweise ist das weniger actionreich als der Titel vermuten lässt.
Die Republik Haven ist in desolatem Zustand. Ein Großteil der Bevölkerung arbeitet nicht, sondern erhält Sozialleistungen. Um diese zu finanzieren, müssen permanent Kriege geführt werden, die neues Kapital generieren. Da mittlerweile alle kleinen System erobert wurden, fällt Manticore in das Visier der Republik. Die Manticorianer wissen das und haben während Honors Krankheitsphase eine eigene Allianz mit benachbarten Völkern aufgebaut, um sich zu schützen. Haven muss zunächst also die umliegenden Systeme Manticores erobern.
Was die Manticorianer und ein Großteil der havenitischen Politiker nicht wissen: In der Republik Haven rumort es gewaltig. Eine kleine aber bisher unbekannte Gruppe der Dolisten (Leistungsempfänger) plant den Sturz der Regierung. Der Krieg ist dafür die beste Gelegenheit. Diese Nebenhandlung ist neben der Haupthandlung um die Kriegsereignisse sehr interessant.
Haven versucht Manticore zunächst zu verwirren. Großangelegte Operationen und Grenzscharmützel sorgen tatsächlich dafür, dass Manticore über einen Großteil der havenitischen Pläne im Unklaren bleibt.
Doch diesmal darf Honor sich glücklicherweise hemmungslos ausleben. Ein ihr feindlicher Admiral verlässt das Frontsystem, in dem sie stationiert ist und lässt sie mit einem befreundeten Admiral zurück. Gemeinsam feilen sie an einer Verteidigungsstrategie, die sich zuletzt größtenteils auszahlt. Honor steigt daher erst in der heißen Phase der havenitischen Operation in den Krieg ein. Bis dahin erlebt der Leser, wie Honor mit anderen an einer Verteidigungsstrategie feilt, sich mit alten Gegnern herumschlagen muss und dabei noch die Zeit findet, eine Liebesbeziehung einzugehen. Dabei setzen sich in diesem Roman angenehm häufig die rationalen, vernünftigen Offiziere durch.
Die große Stärke des Romans ist es, die vielen Gespräche über mögliche Taktiken spannend zu gestalten. Der Leser erlebt verschiedene Planungsrunden auf manticorianischer und havenitischer Seite, die Taktiken entwerfen. Das klingt unglaublig langweilig, ist es aber nicht. Denn dadurch, dass man beide Seiten kennt, sind auch die gegenseitigen Schwachstellen bekannt. Das Beste ist, dass man zum Schluss erlebt, wie die beiden Taktiken aufeinander prallen und natürlich nichts so läuft, wie es am Reißbrett geplant war. „Ein schneller Sieg“ lebt auch davon, dass man nicht – wie in anderen Romanen – nur den Kampf erlebt. Stattdessen sind 80% des Romans Vorbereitung auf die 20% Kampf zum Schluss.
Es ist verwunderlich, dass der „schnelle“ Verteidigungssieg der Manticorianer nicht nur Honors Verdienst ist. Während in den letzten Romanen Honor zum Schluss die Retterin Manticores war, ist sie hier nur ein Rädchen in einem Geflecht aus Kompetenz und Zufällen. Was zunächst etwas enttäuscht, schließlich haben Honors Vorbereitungen einen Großteil der 400 Seiten vor dem Beginn des Krieges gefüllt, erweist sich bei etwas Nachdenken als Glücksfall.
Denn Manticore siegt vor allem deswegen, weil es nicht streng hierarchisch gegliedert ist wie die Republik Haven. Hier gibt es zwar auch Günstlingswirtschaft, aber an vielen Stellen setzt sich Kompetenz durch. Dass eine Kommandantin eines einzelnen Schiffes in diesem Krieg viel drehen könnte, wäre unrealistisch. So bleib in Webers Universum vieles realistisch, von den Waffensystemen bis hin zu den Möglichkeiten einer einzelnen Person.
„Ein schneller Sieg“ ist ein spannender Roman, dem es gelingt Spannung aus Taktikplanungen, den Drohgebärden der Republik Haven und der Person Honor Harrington zu ziehen. Der Roman bleuchtet die politischen und wirtschaftlichen Strukturen der beiden feindlichen Mächte auf kluge und dennoch interessante Weise. Insgesamt ist „Ein schneller Sieg“ eine ebenso packende und vergnügliche Lektüre wie die beiden Vorgänger.