Die Fürsten von Catan
|Daher war ich bestürzt, als ich vor einer Weile auf dem Catan-Blog las, dass man das Kartenspiel einstellt, weil es sich schlecht verkauft. Wohlbemerkt: Man stellt das Kartenspiel nach mehr als zehn Jahren ein und es hindert mich niemand daran, weiter das Kartenspiel zu spielen. Allerdings: Gerade in letzter Zeit habe ich neue Leute für das Spiel interessiert. Und um das Tunierspiel spielen zu können, braucht jeder das etwa 15€ teure Kartenspiel. Das ist nun nicht mehr möglich.
Der Kosmos-Verlag hat scheinbar schnell einen Grund gefunden, warum das Kartenspiel nicht mehr erfolgreich ist: Es ist zu komplex für Deutschland.
Super. Mal wieder eine Gruppe, die in das „Dumme Deutsche“-Horn trötet.
Um dem entgegenzuwirken wird das Kartenspiel jetzt neu aufgelegt. Die neue Variante heißt „Die Fürsten von Catan“ und soll einfacher sein.
Ich habe mir das neue Kartenspiel bestellt und es kam heute endlich an. Bisher habe ich erst zwei Partien gespielt. Ein finales Urteil kann also noch nicht gefällt werden.
Der Aufbau ist genau so kompliziert wie beim Vorgänger.
Dafür ist das Spiel jetzt in vier Teile geteilt. Es gibt das „Basisspiel“ und die Themensets „Zeit des Goldes“, „Zeit der Wirren“ und „Zeit des Fortschritts“. Abgesehen von den dämlichen Namen macht diese Unterteilung das Spiel in meinen Augen nicht gerade übersichtlich.
Ich habe jetzt zwei Partien des Basisspiels gespielt. Das Ergebnis ist eher ernüchternd.
Es gibt viele kleine Änderungen, die kaum der Rede wert sind. Sie erinnern eher an Fadenscheinige Gründe, um die Kartenspielspieler zu einem zweiten Kauf zu bringen. So gibt es keine Ritter mehr, sondern Helden. Super. Es gibt keine Tunierpunkte mehr, sondern Geschicklichkeitspunkte. Super.
Der einzige wirkliche Unterschied ist, dass es im Basisspiel keine Stadtausbauten gibt und somit keine Siegpunkte durch Karten. Außerdem gibt es keine Aktionskarten mit denen man dem Gegner Schaden zufügen könnte. Das Basisspiel ist also eigentlich eine extrem reduzierte Version des früheren Basis-Kartenspiels.
Im alten Kartenspiel war ich ziemlich gut. Ich habe die erste Partie mit jemandem gespielt, der das alte Spiel nicht kannte. Da ich meine alten Strategien mit Siegpunktstadtkarten und aggressiven Aktionskarten nicht ausüben konnte, lag ich ziemlich schnell sehr weit hinten. Doch dann fiel mir ein Trick ein: Da es keine Siegpunktkarten mehr gibt, kann einer keine Siegpunkte mehr machen, wenn alle Städte verbaut sind.
Und so kam es zu einer Situation, die es eigentlich nicht geben dürfte:
Zum Schluss hatten sowohl ich als auch mein Gegner neun Siegpunkte. Ich hatte vier Städte und eine Siedlung, sie hatte drei Städte, eine Siedlung, den Heldenstein und den Handelsstein. Es gab für mich keine Chance mehr, den Handelsstein oder den Heldenstein zu bekommen und somit zu gewinnen, da sie zu viele Helden und Flotten gebaut hatte.
Gleich die erste Partie war also eine Enttäuschung: Ein Remis wäre in der alten Version niemals vorgekommen und ist auch ein sehr unbefriedigendes Ende für ein Spiel.
Dadurch dass es weniger Karten im Basisspiel gibt, sind die strategischen Möglichkeiten eher begrenzt. Früher war auch das Basisspiel schon eine interessante Sache.
Die einzige interessante, neue Karte ist der Markt. Den gab es früher auch schon, bloß hatte er keine Funktion, sondern lieferte lediglich Handelspunkte. Jetzt ist er günstiger und sorgt dafür, dass man Rohstoffe bekommt, wenn der Gegner in einer Runde mehr Rohstoffe bekommt als man selbst. Das ist aber komplizierter beschrieben als jede Karte aus dem alten Kartenspiel. So viel also zum Thema vereinfachen.
Die zweite Partie endete dann mit einem klaren Sieg für mich. Im Basisspiel muss man sich einfach nur darauf konzentrieren, möglichst schnell viele Siedlungen und Städte zu bauen und dabei zumindest einen der Vorteilssteine für sich zu gewinnen.
Man muss zu Ehren der Macher aber auch sagen, dass es halt noch drei Themensets gibt, mit denen man spielen muss. Das Basisspiel ist eher so etwas wie ein „Tutorial“ eines Computerspiels. Dennoch hätte diese Unterteilung nicht sein müssen.
Denn das Spielen mit den Themensets läuft ab, wie früher das „Erweiterte Grundspiel“: Man hat extra Stäpel für die Karten des Themensets, weiß also genau, wo man welche Karte findet. Das ist in meinen Augen langweilig und ich bin auch schon mit dem „Erweiterten Grundspiel“ nicht klar gekommen, sondern habe gleich das „Tunierspiel“ gespielt.
Nun haben alle Karten aber auf der Rückseite eine Markierung, die anzeigt zu welchem Themenset die Karte gehört. Dadurch ist es dem Spieler nicht möglich, einfach alle Karten bedenkenlos zusammenzumischen. Man ist also gezwungen nach den modifizierten Regeln des „Erweiterten Grundspiels“ zu spielen.
Aber dazu werde ich erst in den nächsten Tagen kommen. Ob da dann der erhoffte, verbesserte Spielspaß eintritt, bleibt abzuwarten. Ich werde mein Bestes geben und möglichst neutral an die Sache herangehen. Wobei – wie gesagt – eine gewisse negative Grundhaltung bei mir vorhanden ist. Denn bei der Ähnlichkeit der Spielabläufe habe ich immer mehr das Gefühl, dass das „Dummheitsargument“ eigentlich nur ein vorgeschobenes war und dass man eigentlich noch einmal mit der Marke „Siedler von Catan“ Kohle scheffeln wollte…
Ergänzung: Schlau ist natürlich, wer die Anleitung ganz genau liest! Das Einführungsspiel soll eigentlich nur bis 7 Siegpunkt gespielt werden und ist dementsprechend schnell vorbei. Ein Patt ist somit ausgeschlossen. Allerdings bedeutet das auch, dass man das Kartenspiel in Zukunft eigentlich nur noch mit Themensets vernünftig spielen kann, da bis sieben Siegpunkte eigentlich keine Strategie mehr von Nöten ist. Ich bin gespannt, ob das Spaß macht…
Ein Remis im ersten Spiel … wenn man die Regeln richtig gelesen hätte, wäre aufgefallen, dass das Basisspiel ohne Themenset nur auf 7 Siegpunkte geht und somit ist ein Remis mit je 9 Siegpunkten gar nicht verwunderlich.