A clockwork orange (von Anthony Burgess)
|„A clockwork orange“ ist in drei Teile eingeteilt. Der erste Teil beschreibt Alex Verbrechen. Dabei ist besonders hervorzuheben, dass Alex bei allem erst 15 Jahre alt ist. Im zweiten Teil wird Alex Gefängnisaufenthalt und seine „Heilung“ beschrieben. Da die Gefängnisse überfüllt sind, hat die Regierung nämlich eine Methode zur „Heilung“ von Verbrechern entwickelt. Nach der Prozedur ist der Mensch nicht mehr in der Lage dazu, an „schlechte“ Sachen überhaupt nur zu denken. Der dritte Teil zeigt dann, dass Alex ohne negativen Neigungen ein absolutes Opfer der Gesellschaft wird.
So wandelt sich der Täter im Laufe der Geschichte zum Opfer. Die gesamte Geschichte wird in der ersten Person von Alex erzählt, der sich selbst immer nur als „your humble narrator“ bezeichnet. Er verwendet permanent eine Art Jugenslang, die Burgess selbst erschaffen hat. Das macht gerade den ersten Teil sehr schwer zu verstehen, schließlich muss man sich das Vokabular des Slangs erst einmal aneignen („the old-in-and-out“ als Synonym für Geschlechtsverkehr geht ja noch, „gulliver“ als Bezeichnung für den Kopf ist schon schwieriger). Der zweite und dritte Teil strotzen nicht mehr so vor Slang, wodurch der erste Teil weitaus länger wirkt, als eigentlich ist.
Burgess schildert eine Zukunft, in der die Jugend extrem verwahrlost ist. Während alle Menschen arbeiten müssen, versucht die Regierung im Hintergrund Stück für Stück das Staatssystem in eine totalitäre Diktatur umzubauen. Alex bekommt davon natürlich kaum etwas mit. Für ihn zählt lediglich der nächste Abend und was er dann wieder verbrechen möchte. Das ist nur durch das Nadsat (besagter Slang) erträglich, denn der sorgt dafür, dass man permanent am übersetzen ist und etwas Distanz zu den grausamen Verbrechen aufgebaut wird.
Im Laufe der Geschichte gelingt es aber tatsächlich so etwas wie Sympathie für Alex aufzubauen. Auch wenn man sich mit seinen Ansichten – hoffentlich – nicht identifizieren kann, leidet man doch mit ihm sobald er seines freien Willens beraubt ist.
„A clockwork orange“ überzeugt auch deswegen, weil Alex bei allem doch eine Entwicklung durchmacht. In den drei Jahren, die die Geschichte beschreibt, entwickelt er sich durchaus weiter. Zum Schluss ist er gar auf natürlich Weise „geheilt“.
„A clockwork orange“ überzeugt vor allem aber auch deswegen, weil die Zukunft, die dort beschrieben ist, so realistisch ist. Die meisten Leute hängen nur noch vor dem Fernseher, Bibliotheken werden kaum wertgeschätzt und niemand interessiert sich wirklich dafür, was die Regierung macht, solange es allen gut geht. All das liegt durchaus im Bereich möglicher Entwicklungen.
Die Geschichte hat natürlich keine eindeutige Botschaft. Lediglich die Betonung des freien Willens fällt sofort auf. Denn ohne diesen – das zeigt Alex Schicksal ganz gut – ist ein Mensch einfach nicht mehr menschlich, sondern kaum mehr als ein „Uhrwerk“.