Ich kann Kanzler
|Nach langer Zeit habe ich mich doch wieder dafür entschlossen, mich vor den Fernseher zu setzen. Der Grund war heute abend die Finalshow von „Ich kann Kanzler“ des ZDFs. Das Konzept ist eigentlich relativ unsinnig, schließlich kann niemand von den Kandidaten wirklich Kanzler werden. Denkt man zunächst. Denn das kann ist eigentlich der wichtigere Teil der Veranstaltung. Und dass es durchaus einige junge Menschen gibt, die Kanzler können, wurde heute abend gezeigt.
Wirklich eingeschaltet habe ich erst, als nur noch vier Kandidaten übrig waren. Das Auswahlverfahren war recht einfach: Es wurde den Kandidaten verschiedene Aufgaben gestellt, die diese lösen mussten. Immer nach zwei Aufgaben, wählte das Publikum einen der Kandidaten raus. Erst zum schluss bekamen die Anrufer eine Chance, für ihren Kandidaten zu stimmen.
Ins Finale kamen dann Jakob Schrot, seines Zeichens Mitglied der CDU und der JU, und Philip Kalisch, Mitarbeiter des SPD-Bundestagsabgeordneten Johannes Kahrs und auch SPD Mitglied.
Eigentlich also eine perfekte Startposition für eine interessante Debatte.
Aber denkste. Die beiden waren sich ständig einig. Nacheinander sagten sie eigentlich genau das Gleiche, nur halt in anderen Worten. Wobei Philip trotz seines höhren Alters noch deutlich seltener in das lange Politikergerede verfiel.
Zugegeben Philip Kalisch liegt mir auch von der Partei her weitaus näher. Doch selbst wenn ich das ausblende, wundere ich mich über Jakob Schrot.
Er befürwortet den Bildungsstreik. Dabei ist die Junge Union in Teilen und die Schüler Union ganz heftig gegen diesen ehrenhaften Streik.
Er möchte niedrige Studiengebüren, die sich jeder leisten kann, dabei ist seine Verband deutlich für die derzeitige Regelung.
Und er kann sich einen EU-Beitritt der Türkei vorstellen, obwohl seine Partei dies energisch ausschließt.
Aber das ist nicht nur seltsam, sondern verdeutlicht auch, wie sozialdemokratisiert die Union mittlerweile eigentlich ist. Die Frage ist nur, wie ernst die Union das dann auch macht. Verteidigungsetat kürzen und Bildungsausgaben endlich erhöhen? Gleiche Chancen für alle schaffen? Kann die Union das?
Aber darum ging es bei der Show ja nicht. Es ging um die Ziele der Kandidaten und die waren – wie schon erwähnt – eigentlich die Gleichen.
Da muss dann auch gesagt werden, dass Jakob Schrot seinen Sieg natürlch völlig verdient hat. Er kann sehr gut reden, vertritt gute, teils linke Positionen und tritt wirklich souverän auf.
Aber da ich auch schon einige Gremienerfahrung gemacht habe, bin ich der Überzeugung, dass es in der Politik mehr Leute geben muss, die direkt sagen, was sie wollen. Davon gibt es nicht viele. Philip Kalisch hingegen war mit seinen kurzen, knackigen Antworten, die dennoch dasselbe aussagten mir sympatischer.
Ich habe allerdings aus Prinzip nicht angerufen. Daher kann ich mich wohl auch nicht beschweren 🙂
Bin allerdings gespannt, ob auf der Homepage der Jungen Union demnächst etwas zu Jakob Schrot steht. Vielleicht erzeugt er ja ein Umdenken zum Besseren…