Unter Wilden (von Dirk Wittenborn)
|Finn und seine Mutter leben in eher bescheidenen Verhältnissen. Seine Mutter hat ständig neue Liebhaber und ein Drogenproblem. Dazu kommen noch reiche Großeltern, die sich ständig in ihr Leben einmischen wollen und ein Vater, der ein bekannter Ethnologe ist und den Finn erst einmal gesehen hat.
Nach einer Drogenkrise bekommt Finns Mutter die Möglichkeit zusammen mit Finn in ein reiches Dorf auf dem Land zu ziehen. Sie massiert dort einen alten Miliardär und bekommt im Gegenzug ein großes Hause zugestanden.
Finn hat so die Möglichkeit, die reiche Gesellschaft kennenzulernen.
Neben dem Glanz dieser und der Liebe stolpert er aber auch über so manchen Abgrund.
Wieder ein Buch, das ein wenig gemächlich anfängt. Doch dann wird es richtig gut.
Zwar sehe ich nicht den „brillianten Witz“, den das „Brigitte“-Zitat auf dem Cover verspricht, wohl aber die „scharfe Ironie“.
Bitter ist auch, dass das Buch lange Zeit nett zu lesen ist, sich dann in ein Drama verwandelt und kurz vor dem Schluss noch einmal den Anschein erwecken lässt, alles könnte wieder gut werden, nur um alles wieder kaputt zu machen.
Zwar gibt es unter einem Aspekt ein Happy-End, aber man hat ja gerade vorher gelernt, dass Geld nicht alles im Leben ist…
Gerade weil der Autor dem Leser die Hauptfigur so ans Herz wachsen lässt, ist das Ende hart. Sonst ist das Buch aber super geschrieben. Immerhin fiebert man mit Finn mit – egal was für einen Schwachsinn er gerade tut. Hinzu kommen immer wieder überraschende Wendungen. Gerade die Übergange von Elend zu Glück und danach der schlechende von Glück zu Pech sind wunderbar geglückt.
Zweifelsohne beschreibt „Unter Wilden“ eine merkwürdige und harte Art des Erwachsenwerden. Das liest sich aber fantastisch. Und ist es nicht so, dass wir nicht unbedingt in den Urwald reisen müssen, um unter Wilden zu sein.